5. Januar 2023

Die fortschreitende Digitalisierung bringt neben den vielen Vorteilen und Erleichterungen auch einige Herausforderungen mit sich, zum Beispiel für unser Gehirn. Durch digitale Kalender und Notiz-Apps müssen wir uns kaum noch etwas selbstständig merken. Das gilt auch für den Ausbildungsalltag. Wir werden automatisch an Termine erinnert und wir können Fachwissen jederzeit digital nachschlagen. Dadurch wir unser Erinnerungsvermögen derart wenig auf die Probe gestellt, dass wir uns immer weniger merken können. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, kann die eigene Gedächtnisleistung mit sogenannten Mnemotechniken trainiert werden (Hinweis: kein Rechtschreibfehler, der Begriff entstammt dem altgriechischen „Mneme“ und wird tatsächlich mit einem „n“ geschrieben.). In diesem Beitrag geben wir Ihnen drei gängige Mnemotechniken für Ihren Ausbildungsalltag an die Hand, die Sie selbst ausprobieren können:

1. Die Loci-Methode

Die Loci- oder auch Routen-Methode ist eine der bekanntesten Mnemotechniken. Hierbei werden die zu merkenden Begriffe mit einem bekannten Weg verknüpft. Dabei ist es hilfreich, einen markanten Pfad zu wählen, der Ihnen gut bekannt ist und mehrere einprägsame Wegpunkte beinhaltet (z. B. der Weg zur Arbeit).

Um sich die Begriffe in der korrekten Reihenfolge zu merken, werden diese nun gedanklich den jeweiligen Wegpunkten entlang des Pfades zugeordnet. Dabei ist es von Vorteil, sich die Kombination des Begriffs mit dem Ort bildlich vorzustellen und eine Art kurze Geschichte zu erfinden, zum Beispiel „Das Wort Apfel und der Wegpunkt Bushaltestelle à ein Apfel liegt auf dem Boden vor der Bushaltestelle“.

Durch die Verknüpfung zu vertrauten Elementen bietet die Technik so für jeden Begriff im Gedächtnis verankerte Stützen, welche das Merken erleichtern.

Tipp: Statt eines Pfades mit Wegpunkten können Begriffe auch mit z.B. Körperteilen, Familienmitgliedern oder Computerspielumgebungen verknüpft werden. Suchen Sie eine Abfolge aus, in der Sie sicher sind und die kreative Verknüpfungsmöglichkeiten zu den Begriffen liefert, die Sie sich merken möchten. Wollen Sie sich eine bestimmte Reihenfolge der Begriffe merken, kann die Zuordnung in der Reihenfolge einer bestimmten Systematik (z. B. in Altersabstufung bei den Familienmitgliedern) hilfreich sein.

2. Gedächtnispalast

Die Technik des Gedächtnispalasts kam bereits bei den alten Griechen zum Einsatz. Um sich Begriffe zu merken, wird vor dem inneren Auge ein extravaganter, detailreicher Palast gebaut. Hierbei ist es von Vorteil, sich zunächst eine Etage mit den vorhandenen Räumen (Eingangshalle, Wohn-, Schlaf- und Esszimmer o. ä.) vorzustellen und möglichst exakt gedanklich zu skizzieren.

In den Räumen des Palasts werden dann die zu merkenden Begriffe platziert. Dabei ist eine möglichst bildliche, überzeichnete Platzierung stets das Ziel, um dem Begriff Erinnerungswürdigkeit zu verleihen, zum Beispiel „der Begriff Öl à Das Öl ist in der Eingangshalle verschüttet und es besteht Rutschgefahr für alle Gäste“.

Tipp: Ordnen Sie den Räumen (oder Etagen) des Palasts unterschiedliche Kategorien zu. So können Sie die Begriffe geclustert mit den Kategorie-verwandten Begriffen in einem Raum platzieren und haben weitere Denkstützen, um sich das jeweilige Wort zu merken. 

3. Satz-Verknüpfung

Eine beliebte Methode, um sich komplizierte Buchstaben- oder Zahlenfolgen zu merken, ist die Satz-Verknüpfung. Hier kann z.B. bei einem langen Passwort versucht werden, einen Satz oder Teilsatz zu bilden, bei dem jeder Buchstabe den Anfangsbuchstaben des jeweiligen Wortes bildet.

Aus der schwer zu merkenden Passwort-Folge „Ikj98brm“ lässt sich so z. B. der Satz „Im kalten Jahr 98baute Robert Mauern.“ bilden. Ein solcher Satz lässt sich nun einfacher merken als die bloße willkürliche Abfolge von Zahlen und Buchstaben. Dabei ist die Absurdität dessen sogar erneut der Vorteil, um sich den Satz einfacher einzuprägen.

Tipp: Die Satz-Verknüpfung funktioniert auch in umgekehrter Weise. Komplizierte Passwörter können anhand von z.B. wichtigen Vorsätzen (ich möchte weniger Zucker essen etc.) erstellt werden, was nicht nur das Merken der Buchstabenfolge erleichtert, sondern auch die Vorsätze regelmäßig ins Gedächtnis ruft. So werden auch diese nicht vergessen.

Fazit

Übung macht den Meister. Probieren Sie die Mnemotechniken aus und entscheiden Sie, welche für Sie am besten geeignet ist. Je länger Sie sich mit der jeweiligen Technik auseinandersetzen, desto effektiver werden Sie diese schlussendlich auch anwenden können. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Es lohnt sich!

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