Wie weit ist die Digitalisierung in der dualen Berufsausbildung in der Metall- und Elektroindustrie fortgeschritten und was muss noch getan werden, um in diesem Bereich voranzukommen? Diesen und weiteren Themen widmeten sich das NETZWERK Q 4.0 in Berlin und Brandenburg zusammen mit Akteuren der beruflichen Bildung der Region zum Auftaktworkshop im Haus der Wirtschaft.
Gerade in Zeiten der aktuellen Corona-Pandemie wird deutlich, wie sehr wir privat und auch im beruflichen Alltag auf die Fortschritte der Digitalisierung angewiesen sind. Besonders die derzeit weit verbreitete Umstellung ins Home Office sowie die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und Automationstechnologie stellt Ausbilderinnen und Ausbilder in der Metall- und Elektroindustrie vor neue Herausforderungen. Darum ist es unabdingbar, das Berufsbildungspersonal mit entsprechenden digitalen Fachkompetenzen auszustatten, damit diese befähigt werden, den Nachwuchsfachkräften von morgen eine zeitgemäße Ausbildung zu ermöglichen. In der Lausitzer Region hat es sich das NETZWERK Q 4.0 zur Aufgabe gemacht, den aktuellen Stand der Digitalisierung in den dualen Ausbildungsberufen zum Mechatroniker, Elektrotechniker, Metall-, Maschinen- und Anlagenbauer zu beleuchten. Ziel ist es, gemeinsam mit Ausbildenden digitale Lehr- und Lernformate zu entwickeln. Zum Auftaktworkshop am 20.11.2020 im Cottbusser Haus der Wirtschaft lud das Netzwerkteam deshalb Akteure beruflicher Bildung vom DGB, der BTU Cottbus-Senftenberg sowie der IHK Ostbrandenburg zum Informations- und Erfahrungsaustausch ein.
In seiner Begrüßungsansprache ging Projektkoordinator Alfred Wollenhaupt besonders auf die Umstrukturierungsprozesse in der Lausitzer Region ein und betonte die Bedeutung von KI und Automationstechnologien sowie deren Anwendung in der Produktion von Maschinen und Elektroanlagen. Die Rolle von Ausbildenden in diesem Bereich verändere sich stark, sodass diese mit den nötigen Kompetenzen ausgestattet werden müssten. Anja Wunderwald, die zusammen mit Dipl.-Ing. Mohsen Ataey in der Region als Branchenmanagerin unterwegs ist, stellte anschließend die Ziele des NETZWERK Q 4.0 in der dualen Ausbildung der M+E Berufe vor und berichtete über den aktuellen Arbeitsstand sowie Möglichkeiten der praktischen Umsetzung. In einer anschließenden Vorstellungs- und Diskussionsrunde konnten sich alle Anwesenden über die Entwicklung der Digitalisierung in der dualen Berufsausbildung austauschen:
Dipl.-Ing. Ingo Karras, wissenschaftlicher Mitarbeiter der BTU Cottbus-Senftenberg am Zentrum für barrierefreies Studium, war mit drei seiner Studierenden im Bereich der Medizintechnik zum Workshop gekommen. Er berichtete von der Betreuung seiner Studenten, welche mit neuesten digitalen Anwendungen ihre Bachelor- und Masterarbeiten anfertigten. Diese erzählten von ihren Studienleistungen mit Blick auf die Digitalisierung im Bereich der Medizintechnik als auch von beruflichen Tätigkeiten in den Kliniken und Krankenhäusern. Auch Kai Ziesmann, fachpädagogischer Ausbilder der IHK Ostbrandenburg schilderte seine langjährigen Erfahrungen aus der Praxis, der Verwirklichung einiger wichtiger Digitalisierungsprojekte sowie praktischer Anwendungen in den Ausbildungsstätten. Der sensible Umgang mit Ausbilderinnen und Ausbildern, die bisher kaum mit Digitalisierung in Berührung kamen und noch nicht mit dem Thema vertraut sind, aber trotzdem ihre handwerklichen Fachgebiete technisch gut beherrschen, sei von hoher Bedeutung. Eine fachliche Betreuung der Ausbildenden innerhalb des Projektes begrüße er sehr und erklärte sich für weitere Zusammenarbeit bereit. Als Gastredner sprach Marco Bedrich, Regionsgeschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und gewährte einen tiefen Einblick in die Lausitz als eine wichtige Region mit bedeutendem Potential im Wandlungsprozess. Er sprach über zahlreiche große Projekte, die das Leben in der Region verändern können und betonte, dass die Bedürfnisse der Fachkräfte nach digitalen Fachkenntnissen sehr groß seien.
Nach diesem ersten Informations- und Erfahrungsaustausch wurde schnell deutlich, dass die Digitalisierung der Ausbildung zwar in vielen Ausbildungsbereichen bereits umgesetzt wird, diese jedoch trotz der Novellierung der Ausbildungsordnung in den Metall- und Elektroberufen nicht auf dem aktuellsten Stand der möglichen Bedarfe ist. Besonders ältere Ausbildungsverantwortliche müssen sensibel an das Thema herangeführt und damit vertraut gemacht werden. In den nächsten Schritten müssen vor allem Unternehmen auf das Projekt NETZWERK Q 4.0 aufmerksam gemacht und von den Vorteilen, die es für deren Berufsbildungspersonal bringt, überzeugt werden. Weiterhin soll die Zusammenarbeit zwischen dem Projektteam und den eingeladenen Fachpersonen unbedingt fortgesetzt und vertieft werden. Für den nächsten Workshop, dieses Mal mit Ausbildungsverantwortliche für die Ausbildungsberufe zum Metall-, Maschinen- und Anlagenbauer, am 4. Dezember 2020, sind die Weichen gestellt und das Projektteam freut sich auf den spannenden Austausch und die Entwicklung von geeigneten Themenfeldern für die späteren bundesweiten Qualifizierungsangebote.