Unsere Gesellschaft und Arbeitswelt werden immer komplexer. Ob Digitalisierung, Globalisierung oder Fachkräftemangel: Unternehmen und Institutionen müssen sich ständig weiterentwickeln und vielschichtige Herausforderungen lösen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Design Thinking ist eine aus den USA stammende Innovationsmethode, die kreatives Denken und die Entwicklung von Innovationen für unterschiedliche Problemstellungen fördert. In sechs Schritten durchlaufen die Teilnehmenden in iterativen Schleifen einen strukturierten Kreativprozess, der am Ende in ein ganz konkretes Produkt, dem sog. Prototyp, mündet.
Design Thinking stellt den Nutzer, also den Menschen und seine Bedürfnisse, Emotionen und Probleme in den Fokus, um dann passgenau innovative Lösungen für ihn zu entwickeln. So vermeidet man Lösungen, die hinterher kein Mensch wirklich braucht. Design Thinking unterscheidet zwischen divergenten und konvergenten Phasen. In den divergenten Phasen weiten die Teilnehmenden ihren Blick und sammeln eine Vielzahl an Erkenntnissen und Ideen. Diese divergenten Phasen münden jedoch immer wieder in konvergente Phasen, in denen die am Prozess Beteiligten ganz konkrete Aspekte oder Ideen zur Weiterarbeit auswählen. Vermeintlich „verrückte“ Ideen werden auf diese Weise nicht zu früh im kreativen Prozess aussortiert, sondern im ersten Schritt ganz gezielt sehr breit und offen gedacht.
Der hohe Bekanntheitsgrad von Design Thinking und die zunehmende globale Nutzung der Methode verdeutlichen, dass sich Design Thinking zu einem gängigen Orientierungsrahmen für innovatives, nutzerorientiertes Arbeiten entwickelt hat. Neben den methodischen Schritten geht es beim Design Thinking vor allem um eine innere Haltung – die leider häufig vergessen wird. Es ist wichtig, gewohnte Pfade zu verlassen und neue, mitunter auch ungewohnte Ideenräume zu betreten.
Für das Projekt NETZWERK Q 4.0 bietet Design Thinking eine Vielzahl an Vorteilen. Hervorzuheben sind 1. die Offenheit des Prozesses, 2. die konsequente Nutzerorientierung sowie 3. der Blick über den Tellerrand.
Design Thinking ist ein ergebnisoffener und nutzerorientierter Prozess. Dadurch ist es möglich, zunächst einmal die wirklichen Bedürfnisse und Herausforderungen der Nutzer ─ im NETZWERK Q 4.0 sind es die Ausbilderinnen und Ausbilder ─ zu diagnostizieren. Das heißt, die am Design-Thinking-Prozess Beteiligten ermitteln neue Erkenntnisse zu ihrer Zielgruppe, hier also zu den Ausbilderinnen und Ausbildern. Dies erfolgt zum Beispiel in Form von Interviews. Ausgehend von diesen neu gewonnenen Erkenntnissen entwickeln die Teilnehmenden passgenaue Lösungen für die Zielgruppe der Ausbildenden und verbessern diese kontinuierlich. Design Thinking ist kein Top-Down-Prozess. Lösungen entstehen nicht losgelöst von den Ausbilderinnen und Ausbildern. Ganz im Gegenteil: Diese werden an unterschiedlichen Prozessschritten direkt eingebunden und um Feedback gebeten. Nicht zuletzt ist und bleibt Design Thinking auch ein Kreativprozess, der durch Brainstormingphasen mitunter ganz neue Ideen ermöglicht und den Blick über den Tellerrand fördert.
Ergebnisse eines Design Thinking-Prozesses sind in der Regel Prototypen, die eine entwickelte Idee konkret und erlebbar machen. Ein Prototyp kann zum Beispiel ein Rollenspiel, ein Zeitungsartikel, eine Zeichnung oder eine Lego-Konstruktion sein. Diesen Prototyp kann der Nutzer, im NETZWERK Q 4.0 also der Ausbilder oder die Ausbilderin, unmittelbar testen und Feedback dazu geben. Nach dem Feedback und ggf. einigen Feedbackschleifen erfolgt die konkrete Umsetzung, zum Beispiel in Form eines Qualifizierungsangebots, das auf die ganz konkreten Bedürfnisse der Ausbilderinnen und Ausbilder abzielt. Diese Vorgehensweise erspart Zeit und Kosten, da ein Produkt nicht erst vollends bis zu seiner Marktreife entwickelt wird, nur um dann festzustellen, dass es niemand braucht. Design Thinking macht Mängel oder Anpassungsbedarfe zu einem sehr frühen Stadium sichtbar, so dass der Prototyp leicht angepasst werden kann, noch bevor er produziert wird.