9. November 2023

Im Rahmen des Event-Specials „Fachkräfte von morgen – innovativ und exzellent ausbilden“ diskutierten wir vom NETZWERK Q 4.0 in Schleswig-Holstein mit knapp 40 Teilnehmenden über die neue Empfehlung zum Rahmenplan der Ausbildereignungsverordnung (AEVO). Im Fokus des Q 4.0 Talks stand dabei die Förderung der sozialen und persönlichen Entwicklung aller Auszubildenden.  

Der Hintergrund

Am 20. Juni 2023 wurde vom Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) eine neue Empfehlung zum Rahmenplan der Ausbildereignungsverordnung (AEVO) festgelegt. Knapp einen Monat später – am 14. Juli 2023 – wurde der modernisierte Rahmenplan dann öffentlich gemacht. Eine Pressemitteilung vom BIBB gab Aufschluss darüber, wie es zu der neuen Empfehlung kam:  

„Dem Ausbildungspersonal in Betrieb und Berufsschule kommt eine Schlüsselrolle zu, um die Fachkräfte von morgen für den sich wandelnden Arbeitsmarkt vorzubereiten. Es sind die Ausbilderinnen und Ausbilder, die den Auszubildenden das Rüstzeug vermitteln müssen, um für die Herausforderungen der ökonomischen und ökologischen Transformation, der zunehmenden Digitalisierung und der Nachhaltigkeit gewappnet zu sein. Gleichzeitig sind sie schon länger mit einer steigenden Heterogenität der Auszubildenden konfrontiert. Um diese Aufgaben gut gewältigen zu können, muss das Ausbildungspersonal selbst fit für die Zukunft gemacht werden.“  

Die Neuerungen auf einen Blick

In der Empfehlung des Hauptausschusses des BIBB werden neun Themen gestärkt beziehungsweise neu hinzugefügt: 

  • Aspekte der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit 

  • Sicherung des Fachkräftenachwuchses unter Berücksichtigung des demografischen Wandels 

  • die Rolle des Ausbildungspersonals als Lernbegleitung  

  • lernaktivitätsfördernde und gestaltungsoffen formulierte Ausbildungsmethoden 

  • Einsatz von digitalen Lernmedien sowie virtuellen und hybriden Lernumgebungen 

  • Berücksichtigung und Umgang mit der Heterogenität der Auszubildenden 

  • Wertschätzung anderer unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Vielfalt sowie die Entwicklung interkultureller Kompetenz 

  • die Möglichkeit des – auch digitalen – Ausbildungsmarketings 

  • Förderung der sozialen und persönlichen Entwicklung der Auszubildenden 

Förderung der sozialen und persönlichen Entwicklung

Im Fokus des Q 4.0 Talks stand nach einer vorangegangenen Befragung aller Angemeldeten die zuletzt genannte Neuerung: Die Förderung der sozialen und persönlichen Entwicklung der Auszubildenden. In diesem Zusammenhang diskutierten wir mit den Teilnehmenden über vier Inhalte innerhalb dieser Neuerung und stellten Beispielsituationen und Lösungsansätze dar. 

Vorbildfunktion der Ausbilder:innen  

  • Azubi hält den Arbeitsplatz nicht in Ordnung? – Prüfen Sie, wie Ihr Schreibtisch bzw. Arbeitsplatz wirkt! 

  • Azubi ist unpünktlich oder unzuverlässig? – Reflektieren Sie Ihr Verhalten und das Ihrer Ausbildungskolleg:innen! 

  • Azubi handelt verantwortungslos? Passen Sie gegebenenfalls Ihr Eigenverhalten an! 

Einflussfaktoren für die Entwicklung von Azubis können das Elternhaus, Freunde und Gleichaltrige, körperliche bzw. hormonelle Veränderungen sowie der Umgang mit sozialen Medien sein. Seien Sie sich deshalb bewusst: Sie können als Ausbilder:in nicht alles beeinflussen! Wenn Probleme doch mal angesprochen werden müssen, sollten die Kommunikation und das Feedback stets unmittelbar, respektvoll und unterstützend sein, um die positive Entwicklung der Azubis zu fördern.  

Individual- und Gruppenkonflikte 

  • Sie als Ausbildungsverantwortliche:r werden nicht respektiert? – Führen Sie ein zielorientiertes Konfliktlösungsgespräch mit positiver Grundeinstellung, geeigneten Rahmenbedingungen und Kompromissvorschlägen! 

Konflikte dieser Art sollten direkt, aber neutral ausgetragen werden. 

  • Es findet Mobbing unter Azubis statt? – Versuchen Sie, Konflikte rechtzeitig zu erkennen und Ursachen zu ermitteln! 

Je nach Ursache kommen unterschiedliche Lösungen in Frage. Ein Gespräch braucht es jedoch immer. In vielen Fällen kann ein Teambuilding helfen.  

Wichtig: Auch hier sind Sie in der Vorbildfunktion – nehmen Sie sich die Zeit, zur Ruhe zu kommen. Generell sollten Sie Konflikte als Chancen betrachten.  

Grundsätze der Kommunikation 

  • Azubi fällt ständig ins Wort? – Sorgen Sie für klare und transparente Kommunikationsregeln und begründen Sie diese! 

  • Grundsätzliche Umgangsformen fehlen? – Reflektieren Sie sich selbst und denken Sie an Ihre Vorbildrolle!  

Tipp: Seien Sie sich nicht bloß selbst der Grundlagen der Kommunikation bewusst, sondern vermitteln Sie diese auch Ihren Azubis.  

Umgang mit Interessens- und Zielkonflikten 

  • Azubi ist zunehmend unzuverlässig? – Erarbeiten Sie gemeinsam potenzielle Lösungen! 

  • Sie befürchten den Ausbildungsabbruch eines Azubis? – Ziehen Sie Lehren für die Zukunft! 

  • Welche Pläne verfolgen die Azubis? – Behalten Sie die Entwicklung bzw. Veränderung der Ziele im Auge! 

Austausch unter Ausbildungsverantwortlichen

In der abschließenden Diskussion des Q 4.0 Talks brachte es ein Teilnehmer auf den Punkt: „Wir sind Mal Papa-Ersatz, mal Mama-Ersatz und mal Ausbilder:in.“ Diese Meinung bestätigten auch die anderen Teilnehmenden, zum Beispiel so: „50 Prozent meiner Tätigkeit sind reine Sozialarbeitstätigkeiten. Ich bin kein klassischer Ausbilder mehr, sondern ein Sozialarbeiter.“ Eine weitere Teilnehmerin hob die Wichtigkeit der Vorbildfunktion hervor: „Die Vorbildfunktion ist sehr wichtig, weil die jungen Menschen von der Schule kommen und noch gar nicht wissen, wie das Arbeitsleben funktioniert.“ 

Eindeutig ist: Das lebensbegleitende Lernen rückt auch für Ausbildungsverantwortliche immer stärker in den Mittelpunkt.  

Möchten Sie mehr über dieses Thema erfahren? Kontaktieren Sie uns per E-Mail unter q4<script type="text/javascript"> obscureAddMid() </script>t-a-nord<script type="text/javascript"> obscureAddEnd() </script>de, um die gesamte Präsentation des Q 4.0 Talks zu erhalten.  

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