2. Januar 2024

KI-Chatbots wie ChatGPT bieten enormes Potential für das selbstgesteuerte Lernen in der Ausbildung 4.0. Für Ausbilder:innen stellt sich zu Beginn oft die Frage, welche Chancen und Risiken mit dem Chatbot-Lernen verbunden sind. Hierfür bietet sich eine so genannte SWOT-Analyse an. 

SWOT-Analyse für Chatbot-Lernen in der Ausbildung

SWOT steht für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken). Eine SWOT-Analyse für Lernen in der Ausbildung konzentriert sich darauf, wie verschiedene Arten von Lernmaterialien und -technologien eingesetzt werden können. Ziel ist es, die Stärken und Schwächen zu identifizieren, Chancen zu erkennen und mögliche Bedrohungen zu bewerten. Bezogen auf den Einsatz eines Chatbots als Lernmedium in der Ausbildung können folgende Aspekte berücksichtigt werden: 

1. Stärken

  • Personalisierte Lernerfahrungen: ChatGPT kann auf individuelle Fragen und Bedürfnisse der Lernenden eingehen, was zu maßgeschneiderten Lernerfahrungen führt. 

  • Umgang mit heterogenen Gruppen: Lernende unterschiedlicher Sprach- oder Bildungsniveaus können besser von Ausbilder:innen betreut werden, weil diese jetzt mehr Zeit für die Lernbegleitung haben.  

  • Vielseitigkeit: Es kann für eine Vielzahl von Bildungszwecken eingesetzt werden, von der Unterstützung beim Lernen bis hin zur Bereitstellung von Übungsmaterialien. 

  • Förderung von Engagement und Interaktion: ChatGPT kann die Interaktion und das Engagement der Lernenden durch dynamische und reaktive Gespräche erhöhen. 

  • Zugang zu umfangreichem Wissen: Als KI-basiertes Tool hat ChatGPT Zugriff auf eine breite Palette von Informationen und Wissen. 

2. Schwächen

  • Begrenztes Tiefenverständnis: Trotz seiner fortschrittlichen Algorithmen kann ChatGPT komplexe oder nuancierte Themen möglicherweise nicht vollständig erfassen. 

  • Abhängigkeit von Trainingsdaten: Die Qualität der Antworten kann durch Voreingenommenheit oder Lücken in den Trainingsdaten beeinträchtigt werden. 

  • Fehlende emotionale Intelligenz: ChatGPT kann nicht auf emotionale Bedürfnisse der Lernenden reagieren oder komplexe menschliche Emotionen erkennen. 

  • Erfordernis der Überwachung und Steuerung: Die Nutzung von ChatGPT in Lernumgebungen erfordert eine sorgfältige Überwachung und Steuerung durch Ausbilder, um Missverständnisse oder Missbrauch zu vermeiden. 

  • Bias-Problem: Antworten der Chatbots können verzerrt sein. Ursache ist, dass die KI der Chatbots immer auch mit Daten trainiert wurde, die Menschen bereitgestellt haben. Diese Datenauswahl war nie wertfrei und kann folglich das Antwortverhalten normativ beeinflussen 

3. Chancen

  • Innovative Lehrmethoden: ChatGPT ermöglicht die Integration innovativer und interaktiver Lehrmethoden in den Unterricht. 

  • Unterstützung des selbstgesteuerten Lernens: ChatGPT kann Auszubildende motivieren, unabhängig zu lernen und zu forschen. 

  • Erweiterung des Lernzugangs: ChatGPT kann als zusätzliche Ressource dienen, um die Lernmöglichkeiten für Auszubildende in verschiedenen Umgebungen zu erweitern. 

  • Verbesserung der Sprach- und Schreibfähigkeiten: Durch die Interaktion mit dem Tool können Lernende ihre Sprachkenntnisse und schriftliche Ausdrucksfähigkeit verbessern. 

4. Risiken

  • Integrität: Auszubildende können ChatGPT zur Beantwortung von Prüfungsfragen oder zur Erstellung von Aufgaben verwenden, ohne dies kenntlich zu machen (Plagiatsgefahr). 

  • Abhängigkeit von Technologie: Eine zu starke Abhängigkeit von ChatGPT könnte zu einem Verlust an kritischem Denken und Problemlösungsfähigkeiten führen. 

  • Datenschutz und Sicherheitsbedenken: Die Nutzung von ChatGPT könnte Datenschutz- und Sicherheitsfragen aufwerfen, insbesondere bei der Verarbeitung persönlicher Informationen der Auszubildenden. 

  • Qualitätskontrolle: Die Antwortqualität ist immer sicherzustellen. Deshalb sollten die Antworten von ChatGPT mit anderen Informationsquellen überprüft werden. 

Erfolgsfaktoren

KI-Chatbots wie ChatGPT bieten zahlreiche Möglichkeiten, die Ausbildungspraxis zu bereichern und die Arbeitsbelastung von Ausbildern zu reduzieren. Es ist jedoch wichtig, die Grenzen zu erkennen und sicherzustellen, dass Chatbots als ergänzendes Lernwerkzeug eingesetzt werden.

Ausbilder:innen sollten verstärkt die Rolle der Lernprozessbegleitung einnehmen und den didaktischen Einsatz gut vorbereiten. Hierfür bietet sich beispielsweise das „Graue-Box-Modell der Chatbot-Didaktik“ an, das einen roten Faden zum didaktischen Einsatz von Chatbots als Lernmedium in der Ausbildung ermöglicht. Zudem ist der Besuch eines Q 4.0 Trainings zu dem Thema aus dem Netzwerk Q 4.0 empfehlenswert. 

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