24. Juli 2025

In der heutigen Arbeitswelt ist eine offene und konstruktive Feedbackkultur kein „Nice-to-have“ mehr – sie ist ein Schlüsselfaktor für erfolgreiche Ausbildungsprozesse. Gerade in der Ausbildung, in der junge Menschen ihre ersten Schritte in der Berufswelt machen, prägt Feedback nicht nur ihre fachliche Entwicklung, sondern auch ihr Selbstbild, ihre Motivation und ihre Bereitschaft zur Weiterentwicklung. Als Ausbilderin oder Ausbilder nehmen Sie hierbei eine zentrale Rolle ein.

Was bedeutet Feedbackkultur eigentlich?

Feedbackkultur bezeichnet den Umgang innerhalb einer Organisation oder eines Teams mit Rückmeldungen – sowohl positiven als auch kritischen. In einer guten Feedbackkultur ist Feedback:

  • regelmäßig, nicht nur bei Problemen,
  • konstruktiv, also lösungsorientiert und respektvoll,
  • beidseitig, das heißt: auch Auszubildende dürfen Feedback geben,
  • zielorientiert und klar formuliert.

Kurz gesagt: Eine gesunde Feedbackkultur lebt vom Dialog, nicht vom Monolog.

Warum ist Feedback in der Ausbildung so wichtig?

1. Förderung der fachlichen und persönlichen Entwicklung
Azubis lernen nicht nur einen Beruf, sondern entwickeln auch ihre Persönlichkeit weiter. Feedback hilft, Stärken zu erkennen und gezielt an Herausforderungen zu arbeiten.

2. Motivation und Selbstvertrauen stärken
Ein ehrlich gemeintes Lob kann Berge versetzen. Wer regelmäßig positives Feedback erhält, fühlt sich gesehen und wertgeschätzt – ein wichtiger Motivationsfaktor.

3. Fehler als Lernchance begreifen
In einer konstruktiven Feedbackkultur dürfen Fehler passieren – sie werden als Lernanlässe betrachtet. Das nimmt den Druck und fördert eine offene Lernhaltung.

4. Verantwortung und Eigeninitiative fördern
Wenn Feedback nicht von oben herab kommt, sondern im Dialog entsteht, fühlen sich Auszubildende ernst genommen. Sie übernehmen eher Verantwortung für ihr Handeln und ihre Entwicklung.

Wie Sie eine gute Feedbackkultur in Ihrer Ausbildungspraxis etablieren

1. Regelmäßige Feedbackgespräche einplanen
Nicht nur am Ende der Probezeit oder nach großen Projekten – planen Sie feste Termine für Feedback ein. Zum Beispiel:

  • wöchentliche Kurz-Feedbacks („Was lief gut? Was kann besser werden?“),
  • monatliche Reflexionsgespräche,
  • strukturierte Halbjahresgespräche.

So wird Feedback zur Selbstverständlichkeit.

2. Die richtige Gesprächsatmosphäre schaffen
Ein ruhiger Raum, ein offenes Ohr und ausreichend Zeit – all das signalisiert Wertschätzung. Feedbackgespräche sollten niemals „zwischen Tür und Angel“ stattfinden.

3. Konstruktiv formulieren
Nutzen Sie die bewährte WWW-Formel:

  • Wahrnehmung („Mir ist aufgefallen...“),
  • Wirkung („Das hat dazu geführt, dass...“),
  • Wunsch („Ich wünsche mir, dass in Zukunft...“).

So bleibt Feedback sachlich, nachvollziehbar und lösungsorientiert.

4. Feedback auch einfordern
Stellen Sie sich selbst zur Verfügung: „Was wünschen Sie sich von mir als Ausbilder/in? Was kann ich besser machen?“ Das zeigt nicht nur Größe, sondern stärkt auch die Beziehung zu Ihren Azubis.

5. Feedback dokumentieren
Ein kurzes Protokoll nach jedem Feedbackgespräch hilft, Entwicklungen sichtbar zu machen und Ziele nachzuhalten – sowohl für Sie als auch für die Auszubildenden.

Typische Stolperfallen – und wie Sie sie vermeiden

  • Unklare oder pauschale Aussagen: Vermeiden Sie Formulierungen wie „Das war nicht gut“ – konkretisieren Sie, worum es geht.
  • Feedback nur bei Problemen: Denken Sie daran, auch gute Leistungen zu würdigen. Positives Feedback ist kein Bonus, sondern essenziell!
  • Hierarchiedenken: Geben Sie Raum für Rückmeldungen der Auszubildenden – das schafft Vertrauen und ein wertschätzendes Miteinander.
  • Emotionen ignorieren: Feedback kann emotional sein – geben Sie Ihren Auszubildenden Zeit, darauf zu reagieren, und signalisieren Sie Gesprächsbereitschaft.

Fazit: Feedbackkultur ist Führungsaufgabe

Eine gute Feedbackkultur entsteht nicht von selbst – sie muss aktiv gestaltet und gelebt werden. Als Ausbilderin oder Ausbilder sind Sie Vorbild. Offenheit, Respekt und ein ehrliches Interesse an der Entwicklung Ihrer Auszubildenden sind die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Feedback ist kein „Tool“, das man abarbeitet – es ist eine Haltung. Wenn Sie diese Haltung authentisch vorleben, schaffen Sie nicht nur bessere Lernbedingungen, sondern fördern auch Persönlichkeiten, die Verantwortung übernehmen und gerne mitgestalten.

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