7. März 2024

Im Leben der "Digital Natives" gewinnen die sozialen Medien zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 2020 nutzten 90,2 % der Gen Z mehrmals in der Woche Instagram, TikTok, Twitter & Co.. Auch die ältere Generation, wie die Gen Y und Gen X, nutzen Social Media häufiger mit steigender Tendenz. Deshalb sollte kritisch hinterfragt werden, welche gesundheitlichen Risiken sich hinter der vermehrten Nutzungsdauer und –frequenz verbergen und welche präventive Maßnahmen Ausbilder:innen ihren Azubis an die Hand geben können.

Schadet Social Media der psychischen Gesundheit?

Ich bin krank: Erstmal Social Media checken.
Ich bin gestresst und unruhig: Bisschen in den sozialen Medien scrollen und dann wird’s besser.
Ich bin heute extrem ängstlich und panisch: Einfach mit den sozialen Medien ablenken.
Ich hänge wieder in einer depressiven Phase: Keine Kraft um aufzustehen, aber das Handy liegt neben mir – einfach endlos auf Social Media scrollen.

„Einmal in der Hand und der Tag ist vorbei“ - wäre ein sehr guter Werbeslogan für die Social Media-Landschaft. Dabei kann die Nutzung sozialer Medien sogar eher kontraproduktiv für die psychische Gesundheit sein. Prof. Dr. Sarah Diefenbach und Daniel Ullrich prägten mit Veröffentlichung ihres Buches den Begriff der „digitalen Depression“ und gehen der Annahme nach, dass digitale Gadgets mehr Aufmerksamkeit bekommen als das echte Erleben.

Dahinter steckt zwar noch kein anerkanntes Krankheitsbild, dafür ist in einer Studie der Universitäten Arkansas und Pittsburgh bereits eine signifikante Korrelation zwischen der Nutzungsdauer und – frequenz sozialer Medien und dem Auftreten einer depressiven Symptomatik erkennbar, wenn auch kein bewiesener kausaler Zusammenhang.

Außerdem wird in einer Langzeitstudie der Universität Montreal auch die Annahme betont, dass Social-Media-Nutzer:innen aktiv die Inhalte suchen und konsumieren, die zu ihrer aktuellen Stimmungslage passen.

Faktoren, die die psychische Gesundheit bei der Social-Media-Nutzung zunehmend belasten, sind zum einen das vermehrte Auftreten sozialer Vergleiche, die zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung führen, aber auch die Reizüberflutung von audiovisuellen Reizen sowie die Informationsüberflutung beeinträchtigen verstärkt die Konzentrationsleistung.

Wie wirken sich die sozialen Medien auf Körper und Gehirn aus?

„Warte mal kurz… Sorry, ich musste noch kurz einen Insta Post hochladen.“ „Sorry, kannst du nochmal erzählen, ich war gerade abgelenkt, weil ich schauen musste, wie viele schon mit meinem Beitrag interagiert haben.“ „Omg, hast du schon gesehen, wie viele meinen Beitrag geliked haben?!“

Bei der vermehrten Nutzung von Social Media kann sich eine Sucht für Likes und Follows einstellen. Das Gehirn wird empfindlicher für die Endorphine, die dadurch ausgeschüttet werden und möchte davon immer mehr. Auch spielerische Elemente in Apps können zu einer vermehrten Ausschüttung führen. Dies können Ausbilder:innen aber auch nutzen – z.B. durch Gamification-Elemente in der fachlichen Ausbildung.

Der Schlaf wird nachweislich durch die abendliche Nutzung des Smartphones gestört, da das blaue Licht die Umwandlung von Serotonin in Melatonin verringert, welches zum Einschlafen benötigt wird. Und Schlaf benötigt der Körper für ein physisches und psychisches Wohlbefinden. Leidet unser Wohlbefinden, können wir wiederum nicht gut schlafen. Sie sehen, es ist ein Teufelskreis.

Zusätzlich hat auch die Ausschüttung von Dopamin seine Finger im Spiel, da genau jenes Glückshormon beim Erhalt von Likes, Nachrichten und Views ausgeschüttet wird. Der körpereigene Belohnungsmechanismus wird somit ausgenutzt und aktiviert, sodass wir motiviert bleiben unseren Social-Media-Aktivitäten weiter nachzugehen. Der Glückzustand soll schließlich weiterhin anhalten.

Studien wie die DAK-Längsschnittstudie zur Mediennutzung im Verlauf der Corona-Pandemie zeigen, dass rund 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche bereits ein problematisches Nutzungsverhalten im Bereich Social Media, Gaming und Streaming aufweisen. In manchen Fällen ist sogar schon von einer Internetnutzungsstörung (INS) die Rede, welche heute nach ICD-11 zu den Verhaltenssüchten gezählt wird und u.a. die exzessive Nutzung von sozialen Medien und das exzessive Einkaufen in virtuellen Kaufhäusern beinhaltet.

Das im Jahr 2023 veröffentlichte Screening-Instrument SNUGS (Social Network Use and Gaming Disorder Screening) kann diese bereits diagnostizieren.

 

Was sollten Ausbilderinnen und Ausbilder wissen?

Der ständige Blick zum Handy und das endlose Scrollen beeinflussen die Lernleistung erheblich. Sowohl der Schlaf, die Fitness als auch das seelische Wohlbefinden leiden unter der vermehrten Nutzung sozialer Medien. Auch wenn soziale Medien eine Bandbreite an Informationen bieten, die auch lernförderlich und aufklärend sind, sollte das Lernverhalten unter der Social-Media-Nutzung nicht leiden. Dafür wäre es von Bedeutung, Medienkompetenzen in der Ausbildung weiter auszubauen und eine aufklärende Rolle als Ausbilder:in einzunehmen.

Um präventive Maßnahmen zu ergreifen, können Sie Ihre Auszubildenden auch über digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) aufklären. Das Angebot erstreckt sich von Kursen für einen besseren Schlaf bis hin zu Hilfen bei Stress, Ängsten und Panik. Manche dieser Kurse werden bei Vorlage eines Rezepts sogar von der Krankenkasse finanziert.

Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit eines Digital Detox bzw. eine digitale Entgiftung. Hierbei geht es darum, auf digitale Medien weitestgehend oder komplett zu verzichten. Das fördert nicht nur die Kreativität, sondern auch die Konzentrationsfähigkeit und verhilft zu einer gesteigerten Produktivität.

Außerdem fällt dadurch die Stressbelastung weg, dauerhaft erreichbar sein zu müssen und eine Reizüberflutung wird ausgeschlossen. Somit wird Zeit und Raum geschaffen für die Dinge, die echte Erholung bieten und die eigenen Ressourcen auffüllen, wie Lesen, Zeit in der Natur verbringen, Sport, Selfcare, uvm.

Gesunder Umgang mit sozialen Medien

Fakt ist: Die sozialen Medien bieten zwar eine Bandbreite von Informationen, eine soziale Anbindung und lassen uns miteinander vernetzen, können aber auf der anderen Seite auch gesundheitsschädlich wirken. Urlaub von den sozialen Medien tut gut, bietet Erholung und gibt Kraft, Energie und Motivation, um bevorstehende Aufgaben in der Ausbildung mit klarem Kopf aufzunehmen und fördert die Konzentrationsfähigkeit. So kann auch das Lernverhalten und die Lernleistung Ihrer Auszubildenden gesteigert werden.

In unserem Q 4.0 Training "Social Media in der Berufsausbildung" erhalten Sie einen fundierten Überblick über Social Media im Unternehmenskontext. Sie lernen anhand von Best- und Worst-Practice-Beispielen die Chancen und Potenziale sowie die Gefahren und Risiken davon kennen. Melden Sie sich gerne an. Wir freuen uns auf Sie. 

 

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