4. März 2025
Wie lässt sich generative KI sinnvoll in die Ausbildung integrieren? Welche Kompetenzen benötigen Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Auszubildende? Und welche Fallstricke gilt es zu beachten? Diese Fragen haben wir im Q 4.0 Work "Generative KI in der Ausbildung einsetzen" mit Ausbilderinnen und Ausbildern im Arbeitskreis Ausbildung von HessenMetall Mittelhessen diskutiert.
KI in der Ausbildung: Ein unvermeidlicher Wandel
Mit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 ist generative KI verstärkt in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. KI-Tools wie ChatGPT können eigenständig Texte generieren, Sprachübersetzungen durchführen oder personalisierte Lernunterstützung bieten. Dabei nutzen sie sogenannte Large Language Models (LLMs), die aus riesigen Mengen an Textdaten lernen und dadurch menschenähnliche Texte erzeugen können.
Ein Blick auf die Statistik zeigt: Im Jahr 2024 setzten bereits 20% der deutschen Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten KI ein – ein Anstieg von 8 Prozentpunkten im Vergleich zu 2023. Besonders in Großunternehmen (48%) ist KI bereits etabliert, während mittlere (28%) und kleine Unternehmen (17%) noch aufholen. (Jedes fünfte Unternehmen nutzt künstliche Intelligenz - Statistisches Bundesamt).
Chancen generativer KI im Ausbildungskontext
Die Integration von KI in die Ausbildung kann vielseitige Vorteile bringen, so beispielsweise:
Zur Erstellung von Abfragetools und zur Prüfungsvorbereitung: Individuell angepasste Quizfragen können gezieltes Lernen unterstützen.
Zur Vereinfachung von Fachtexten: Komplexe Inhalte können in eine leicht verständliche Sprache umformuliert werden.
Für Simulationen: Komplexe Arbeitsprozesse oder Kommunikationssituationen können realitätsnah geübt werden, ohne dass dabei reale Risiken entstehen.
Als Impulsgeber: KI kann Ideen und Lösungsansätze für ausbildungsrelevante Fragestellungen liefern.
Effektive Nutzung von KI: Die Bedeutung des Prompten
Um die bestmöglichen Ergebnisse aus KI-Tools herauszuholen, sind klare und gezielte Eingaben entscheidend:
Iteratives Prompting nutzen: Ergebnisse schrittweise verfeinern, indem man die KI mit neuen Eingaben lenkt.
Beispiele und Stilvorgaben angeben: Die gewünschte Tonalität oder Detailtiefe mit Beispielen untermauern.
Kritisch bleiben: Ergebnisse mit anderen Quellen vergleichen und auf Plausibilität prüfen.
Mehrere Perspektiven abfragen: Statt nur eine Antwort zu akzeptieren, die KI bitten, alternative Lösungswege oder Perspektiven aufzuzeigen.
Kreativität gezielt fordern: "Erstelle eine innovative Lösung für Problem X" oder "Formuliere eine humorvolle Version dieses Textes".
Feinjustierung durch Nachfragen: Falls das Ergebnis nicht ideal ist, gezielt nachbessern lassen, z. B. "Kannst du das noch präziser formulieren?" oder "Gibt es eine einfachere Erklärung für diesen Sachverhalt?".
Herausforderungen und Grenzen
Trotz der vielen Vorteile gibt es Herausforderungen:
KI kann Fehler machen: Generierte Inhalte sollten stets geprüft und mit verifizierten Quellen abgeglichen werden.
Datenschutz und Ethik: Der Umgang mit sensiblen Daten muss sorgfältig erfolgen, insbesondere da viele KI-Anbieter ihre Server außerhalb Europas betreiben.
Regulatorische Vorgaben: Der EU AI Act setzt neue Standards für den verantwortungsvollen Einsatz von KI in der Bildung.
Abhängigkeit und Kompetenzentwicklung: Wenn KI zu stark in den Lernprozess eingebunden wird, besteht die Gefahr, dass Lernende weniger eigene Problemlösungsfähigkeiten entwickeln.
Bias und Verzerrungen: KI-Modelle können Vorurteile aus den Trainingsdaten übernehmen und unbeabsichtigt diskriminierende oder ungenaue Antworten liefern.
Technische Barrieren: Nicht alle Lernenden oder Ausbildungsbetriebe haben Zugang zu leistungsfähigen KI-Tools oder ausreichend Wissen, um diese sinnvoll einzusetzen.
Unterstützung: Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Auszubildende brauchen Unterstützung bei der Einführung und Nutzung der Technologie.
Fazit: KI als Werkzeug, nicht als Ersatz
KI kann die Ausbildung bereichern, indem sie personalisierte Lernangebote ermöglicht, die Unterrichtsvorbereitung erleichtert und Impulse für Lernmethoden liefert. Entscheidend ist jedoch ein kontextbezogener, reflektierter und kompetenter Umgang mit der Technologie.
Für Ausbilderinnen und Ausbilder gilt es einerseits, offen zu sein, selbst auszuprobieren und Regeln zur Nutzung von KI in der Ausbildung aufzustellen. Andererseits bedeutet dies, dass die Vermittlung jener Kompetenzen, die Maschinen nicht ersetzen können, immer bedeutsamer wird, so etwa Kreativität, kritisches Denken und ethisches Handeln.