31. März 2025

Hitzige Projektphasen, Prüfungsdruck, neue Aufgaben jeden Tag – für viele Auszubildende ist die Anfangszeit mehr Überforderung als Aufbruch. Dabei entscheiden gerade die ersten Erfahrungen darüber, ob ein junger Mensch gesund, motiviert und lernbereit bleibt. Sie haben mehr Einfluss, als Sie vielleicht denken. Mit den richtigen Impulsen können Sie nicht nur Stress reduzieren, sondern Selbstvertrauen, Resilienz und echtes Vertrauen aufbauen. Hier sind fünf Tipps, wie das gelingt.

1. Offene Kommunikation fördern – Zuhören ist der erste Schritt zur Entlastung

Viele Azubis trauen sich nicht, Probleme offen anzusprechen – oft aus Angst, als schwach oder unzureichend wahrgenommen zu werden. Umso wichtiger ist eine Kultur, in der Fragen, Unsicherheiten und auch Fehler ihren Platz haben.

Was Sie konkret tun können:

  • Führen Sie regelmäßige, vertrauliche Einzelgespräche – nicht nur zur Leistungsbeurteilung, sondern auch mit der Frage: „Wie geht es dir wirklich?“

  • Achten Sie auf Körpersprache: Häufige Fehler, Unruhe oder Rückzug können verdeckte Überforderung signalisieren.

  • Reagieren Sie verständnisvoll, wenn Probleme geäußert werden. Wertschätzung öffnet Türen – Kritik verschließt sie.

Extra-Tipp: Nutzen Sie Tools wie Feedbackkarten oder kurze Stimmungsabfragen als Einstieg ins Gespräch.

2. Realistische Erwartungen und klare Strukturen geben Sicherheit

Was für Sie selbstverständlich ist, ist für Azubis oft Neuland. Ein zu hoher Erwartungsdruck – gepaart mit vagen Anweisungen – sorgt schnell für Frust oder Überforderung.

So schaffen Sie Orientierung:

  • Strukturieren Sie Aufgaben in überschaubare Schritte – mit klaren Zielen und Deadlines.

  • Erläutern Sie, warum etwas gemacht wird – das schafft Sinn und stärkt die Motivation.

  • Betonen Sie: Fehler sind Teil des Lernprozesses, nicht das Ende der Welt.

  • Achten Sie auf ein angemessenes Tempo – steigern Sie Anforderungen schrittweise.

Praxisbeispiel: Statt „Mach mal die Kundenreklamation fertig“ besser: „Bitte lies dir die Reklamation durch, überlege einen Lösungsvorschlag und wir besprechen ihn gemeinsam.“

3. Zeit- und Selbstmanagement fördern – damit Stress erst gar nicht entsteht

Organisation ist lernbar – aber viele Azubis kommen direkt aus der Schule und sind es nicht gewohnt, selbstständig Prioritäten zu setzen oder ihre Zeit realistisch einzuschätzen.

So helfen Sie beim Einstieg:

  • Stellen Sie einfache Methoden vor: z. B. Eisenhower-Matrix, Pomodoro-Technik oder digitale Tools wie Trello.

  • Geben Sie Impulse zum Thema „gesunde Pausen“ und konzentriertes Arbeiten.

  • Bieten Sie kurze Mini-Workshops oder Inputs an – vielleicht als Teil des Onboardings.

  • Ermutigen Sie zum Ausprobieren – ohne Perfektionsdruck.

Gedanke zum Mitnehmen: Wer lernt, seine Ressourcen klug zu managen, hat die beste Grundlage für ein langes, gesundes Berufsleben.

4. Mit gutem Beispiel vorangehen – Ihre Haltung und Gesten sind wichtig

Azubis beobachten genau – und orientieren sich stärker an Ihrer Praxis als an Ihren Worten. Ihr Umgang mit Stress, Konflikten oder Zeitdruck wirkt unmittelbar.

So leben Sie Vorbildfunktion bewusst:

  • Sprechen Sie offen über eigene Herausforderungen – und wie Sie damit umgehen.

  • Zeigen Sie, wie Sie Prioritäten setzen oder sich kurze Atempausen gönnen.

  • Fördern Sie eine positive Fehlerkultur, auch für sich selbst.

  • Bleiben Sie auch in stressigen Situationen respektvoll und fair – das schafft Vertrauen und Sicherheit.

Kleine Geste, große Wirkung: Ein „Danke für deine Mühe, auch wenn es nicht perfekt war“ stärkt mehr als jede Belohnung.

5. Unterstützung sichtbar machen – Hilfe holen ist kein Makel, sondern Stärke

Nicht jeder Stress lässt sich im Betrieb lösen. Private Belastungen, psychische Gesundheit oder familiäre Sorgen sind Themen, bei denen externe Hilfe wichtig sein kann.

So machen Sie Hilfsangebote greifbar:

  • Informieren Sie über Anlaufstellen im Unternehmen: z. B. Ausbildungsbeauftragte, Betriebsrat, Vertrauenspersonen.

  • Weisen Sie auf externe Unterstützung hin – etwa Jugendberatungen, IHK-Hotlines oder Online-Beratungsstellen.

  • Sprechen Sie klar aus: „Sich Hilfe zu holen zeigt Mut und Verantwortung.“

Merksatz für alle: Wer früh lernt, mit Belastungen umzugehen, wird später nicht daran zerbrechen.

Fazit: Ausbildung mit Haltung – Stress begegnen, statt ihn zu ignorieren

Ja, ein gewisses Maß an Stress gehört zum Berufsalltag. Aber gerade junge Menschen brauchen in dieser prägenden Phase Orientierung, Sicherheit und echtes menschliches Interesse. Sie haben die Chance, nicht nur Wissen, sondern auch Lebenskompetenz weiterzugeben. Wer früh lernt, mit Herausforderungen konstruktiv umzugehen, wird langfristig souveräner, gesünder – und loyaler.

Gute Ausbildung beginnt nicht nur im Kopf – sie lebt von Herz, Haltung und einem offenen Ohr.

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