Bei dem Netzwerktreffen am 25.02.21, das wir gemeinsam mit den Qualifizierungsverbünden Baden-Württemberg durchführten, drehte sich alles rund um die Themen Qualifizierung und Ausbildung im digitalen Wandel.
Beleuchtet wurde das sehr facettenreiche Thema aus verschiedenen Blickwinkeln: Wie muss die Arbeit von morgen gestaltet werden? Wie wirkt sich die Veränderung und Neuordnung der Berufsbilder auf die Praxis im Bereich Elektrotechnik aus? Mit welchen Herausforderungen ist ein Unternehmen konfrontiert bei der Etablierung des neuen Ausbildungsberufes Kaufmann/Kauffrau E-Commerce? Wie stelle ich mich als ausbildender Betrieb auf, um attraktiv für die junge Generation zu sein? Die Mischung aus wissenschaftlichem, technologischem und praktischem Input wurde sehr gut von den rund 65 Teilnehmenden angenommen: Nach den vier Keynotes ging es in die entsprechenden Workshops, wo die Themen aktiv bearbeitet und diskutiert wurden.
Wissenschaftlich betrachtete der Soziologe Christopher Zirnig von der Universität Hohenheim in seinem Vortrag das Thema Digitalisierung. In dem Wirkungskreis Arbeit – Technik – Individuum sei es letztendlich entscheidend, dass sich die handelnden Akteure stets als Teil des Prozesses sehen. Neue Technologien einzuführen, insbesondere digitale Technik, sei stets ein Einschnitt in die Arbeit und Arbeitsprozesse der Menschen, die davon betroffen sind. Daher könne technologischer Fortschritt nur in der genannten Trias als Analyse- und Gestaltungsinstrument verstanden werden.
Thomas Bürkle, Vizepräsident des Fachverbandes Elektro- und Informationstechnik, ging in seinem Vortrag darauf ein, wie die Ausbildungsberufe im Zuge des digitalen Wandels angepasst wurden. Der technologische Fortschritt stelle neue Anforderungen an alle Beteiligten: die Betriebe und die Ausbilder, die Berufsschulen und die Auszubildenden. So seien wesentlich vielfältigere Kompetenzen gefragt: Neben der fachlichen Eignung werden künftig noch mehr die sozialen, emotionalen Kompetenzen sowie der verantwortungsvolle Umgang mit sensiblen Daten entscheidend sein.
Imke Gedusch von der Firma BTI Befestigungstechnik GmbH & Co. KG, ermutigte in ihrem Beitrag zur Einführung neuer Ausbildungsberufe. Anhand der Erfahrungen ihres Unternehmens konnten die Teilnehmenden erfahren, mit welchen Anforderungen und Chancen ein solcher Prozess im Bereich „Kaufmann/-frau E-Commerce“ sein kann. Ein wichtiger Punkt sei, so Imke Gedusch, dass hier die Wissensvermittlung stärker im Betrieb als in der Berufsschule stattfinde. Ebenso wichtig sei es, sich mit neuen Berufsbildern zu beschäftigen und diese realistisch für das eigene Unternehmen abzuwägen. Eine große Chance sieht sie darin, wenn Betriebe dies gemeinsam machen, als Betriebs- und Ausbildungsnetzwerke.
Dirk Werner vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln zeigte auf, was junge Menschen heutzutage von einer dualen Ausbildung erwarten. Betriebe müssten sich dabei verschiedener Faktoren bewusst sein: „Was diese Generation unterscheidet, ist vor allem, dass sie einen anderen Anspruch an die Qualität ihrer Freizeitgestaltung hat“, sagt Dirk Werner. Dazu käme noch das Thema Digitalisierung: Es ginge darum, den künftigen Azubis Lust auf die digital-affine Ausbildung zu machen und sie über die entsprechenden Kanäle, aktuell allen voran Youtube und Instagram, zu erreichen. Statt Hochglanzprodukten sei hier eher eine authentische Unternehmensdarstellung gefragt.
Aus diesem erkenntnisreichen Nachmittag haben sich bereits viele neue Themen für weitere Veranstaltungen herauskristallisiert. Ein erstes Interesse an mehr Austausch von den Teilnehmenden aus den Firmen zeichnete sich ab. Wir, das NETZWERK Q 4.0 mit den Qualifizierungsverbünden Baden-Württemberg, freuen uns, wenn sich daraus Zusammenschlüsse der Firmen ergeben, um gemeinsam die Arbeit und Ausbildung der Zukunft zu gestalten.
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