28.11.2025

Negatives Feedback zählt zu den größten Herausforderungen im Ausbildungsalltag. Für Ausbilderinnen und Ausbilder ist es nicht leicht, das Verhalten ihrer Auszubildenden zu beurteilen, denn oft ist unklar, ob jedes Verhalten direkt angesprochen werden sollte. Auch für Auszubildende ist kritisches Feedback eine Herausforderung. Zwar soll es den Azubis helfen, ihr Verhalten zu reflektieren und die an sie gestellten Erwartungen besser zu erfüllen, es kann jedoch die angestrebte Wirkung auch weit verfehlen. Nichtsdestotrotz ist kritisches Feedback im Rahmen der Ausbildung notwendig und sinnvoll, um die Auszubildenden in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung zu begleiten und den Umgang der Auszubildenden mit Feedback zu kultivieren. Dieser Blogartikel beleuchtet den Unterschied zwischen schnellem Feedback und kritischem Feedbackgespräch. Er hilft dir bei der Entscheidung, ob ein kritisches Feedbackgespräch im Rahmen der Ausbildung notwendig ist und wenn ja, worauf dabei zu achten ist.

Fehler gehören zur Ausbildung dazu. Ausbilder:innen prägen den Umgang mit ihnen.

Azubis sind größtenteils noch völlig neu in der Arbeitswelt. Den Umgang mit kritischem Feedback kennen sie bislang nur aus der Schule oder aus dem privaten Umfeld. Obwohl sie ihren „Job“ gut machen wollen, wird es im Rahmen der Ausbildung zu Fehlern kommen, denn jede Ausbildung ist in erster Linie ein Lernprozess.

Für dich als Ausbilderin oder Ausbilder bedeutet das, das Verhalten der Auszubildenden situativ zu beobachten und ihnen durch konstruktives Feedback zu helfen, ihr Verhalten gezielt zu ändern. Dabei ist es wichtig, ein Gefühl für unterschiedliche Fehlerarten und Formen von Fehlverhalten zu entwickeln und Feedback als festen Bestandteil des Lernprozesses zu integrieren.

Einmaliges Fehlverhalten wie Unpünktlichkeit, fehlende Sorgfalt bei Arbeitsaufgaben oder mangelndes aktives Nachfragen bei Unsicherheit kannst du als Ausbilderin oder Ausbilder kurz und formlos im Gespräch mit dem Auszubildenden klären.

Für dich heißt das: Gehe der Fehlerursache auf den Grund! Überprüfe dabei auch deine eigenen Erwartungen an deine Azubis. Sind diese angemessen und für alle klar verständlich? Wenn du ein kritisches Feedbackgespräch dann immer noch als notwendig erachtest, warte nicht zu lange und vereinbare einen Termin mit dem oder der Auszubildenden. Denn nur, wenn Fehler sichtbar gemacht und die Ursachen aktiv behoben werden, können sich Verbesserungen einstellen. Und die Auszubildenden können wachsen.

Negatives Feedback ist notwendig bei wiederholtem Fehlverhalten

Bei wiederholtem Fehlverhalten kann dir ein formelles und terminiertes Kritikgespräch helfen, deinem Auszubildenden eine konkrete Anleitung zu geben. Wichtig ist dabei, dass du Kritik angemessen und gezielt einsetzt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Wenn Auszubildende zu häufig kritisiert werden, kann dies dazu führen, dass sie „zumachen“ und sich das Arbeitsklima verschlechtert. Als Ausbilderin oder Ausbilder solltest du also stets prüfen, ob du ein bestimmtes Verhalten kritisieren möchtest und dir überlegen, wie du die Kritik vermitteln willst.

Die folgende Entscheidungsmatrix kann dich als Ausbilderin oder Ausbilder dabei unterstützen, die Notwendigkeit eines Kritikgesprächs abzuwägen.

Nicht immer muss also zwingend ein formelles Kritikgespräch geführt werden. Probiere es aus.

Beispiel: Dein Azubi hat einmalig seine Pause um 15 Minuten überzogen. Würdest du hierfür ein Kritikgespräch ansetzen? Anders verhält es sich, wenn dein Azubi wiederholt die Pausen überzieht, hierdurch vielleicht Termine mit Lieferanten oder Kunden nicht eingehalten werden. 

Do’s and Dont’s bei negativen Feedbackgesprächen

Wir haben nun also geklärt, wann ein Kritikgespräch angebracht ist. Besonders im Umgang mit Auszubildenden ist es heute außerdem wichtig, wie Kritik vermittelt wird.

Do’sDon’ts
  • Kritik konstruktiv formulieren
  • Für eine angenehme Gesprächsatmosphäre sorgen
  • Sachlich bleiben
  • Konkrete Beispiele anführen
  • Auszubildende um Stellungnahme bitten
  • In die Perspektive der Auszubildenden versetzen
  • Gemeinsame Suche nach Fehlerursachen
  • Unterstützungsangebot unterbreiten
  • Gemeinsame Vereinbarungen für die Zukunft treffen
  • Autoritär auftreten
  • Persönlich werden
  • Verallgemeinern
  • Vor Dritten kritisieren
  • Ironie/Sarkasmus
  • Telefonisch oder schriftlich kritisieren
  • Unwesentliches kritisieren

Fazit: Feedback als Werkzeug für Entwicklung

Als Ausbilderin oder Ausbilder kommst du immer mal in die Situation, deinen Auszubildenden kritisches Feedback zu geben.  Nutze es als Leitplanke für deine Azubis und zeige dich in diesen Situationen immer wertschätzend. Nutze dazu konkrete Situationen und beziehe dich nur auf deine Beobachtungen.

Mache transparent, wo und warum du eine Verhaltensänderung als nötig erachtest. Erarbeite gemeinsam mit deinen Auszubildenden konkrete Lösungen. Vermeide autoritäres Auftreten, bleibe sachlich und kritisiere deine Auszubildenden zu keinem Zeitpunkt vor Dritten. Oft hilft es schon, wenn wir uns selbst in die Lage der Auszubildenden versetzen und uns ehrlich fragen, wie du dir selbst damals Kritik gewünscht hättest.

Wenn du kritisches Feedback richtig und angemessen einsetzt, dient sie dir als hilfreiches Werkzeug, um deine Azubis förderlich und konstruktiv auf dem Weg zu Bestleistung anzuleiten.

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Weiterbildungen und Beiträge zum Thema

Quelle: 

Kratz, Hans-Jürgen, 2005, „30 Minuten für richtiges Feedback“, ISBN: 978-3-89749-514-2

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