Die Digitalisierung bringt für die berufliche Ausbildung große Veränderungen. Dies spüren auch etwa drei Viertel des Ausbildungspersonals in Unternehmen und Berufsschulen, die das Tempo des Wandels als hoch einstufen. Allein 81 Prozent der befragten Ausbilderinnen und Ausbilder vermittelten im Laufe der letzten drei Jahre neue Inhalte. Auch im methodisch-didaktischen Bereich hat ein Wandel hin zur stärkeren Vermittlung von prozessorientierten Fähigkeiten und individuellerer Betreuung der Auszubildenden stattgefunden. Dieser geht für etwa neun von zehn Berufsschullehrkräften und acht von zehn Ausbilderinnen und Ausbilder mit einer gestiegenen zeitlichen Belastung einher. Hier gilt es, angemessene Freiräume zu schaffen. Dennoch überwiegen für 75 Prozent der Befragten die Chancen, die mit den Veränderungen einhergehen. Dies zeigt eine Studienreihe des Projekts NETZWERK Q 4.0 am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zum aktuellen Stand des digitalen Wandels an den beiden dualen Lernorten Unternehmen und Berufsschule.
Seit vielen Jahren verändern digitale Technologien und die damit einhergehende zunehmende Vernetzung die Arbeitswelt und stellen Beschäftigte und Lehrende vor neue Herausforderungen. Gerade für das Berufsbildungspersonal in Berufsschulen und Unternehmen steigen damit die Herausforderungen, künftige Fachkräfte auf die Anforderungen am Arbeitsmarkt zeitgemäß vorzubereiten. Für viele Befragte ist die Digitalisierung der beruflichen Ausbildung bereits gelebter Alltag. Etwa 80 Prozent der Lehrkräfte sowie knapp zwei Drittel der Ausbilderinnen und Ausbilder befassen sich bereits intensiv mit diesem Thema. Drei Viertel der Lehrkräfte, aber nur die Hälfte der Ausbilderinnen und Ausbilder gaben zudem an, von der jeweiligen Leitungsebene dabei intensiv unterstützt zu werden.
Kooperation der Lernorte sollte intensiviert werden
Der Zusammenarbeit zwischen den beiden Lernorten fehlt es bislang meist an Intensität. Wesentliche Gründe hierfür sind Zeitmangel und fehlende Kontaktpflege. So kennen 12 Prozent aller Befragten ihre jeweiligen Ansprechpartnerinnen bzw. Ansprechpartner nicht. Aber selbst, wenn die Kontaktpersonen bekannt sind, begrenzt sich die Zusammenarbeit bei sechs von zehn Befragten auf den oberflächlichen Austausch von Informationen. Lediglich rund jede bzw. jeder vierte Befragte stimmt Inhalte mit dem dualen Partner ab und gar nur jede bzw. jeder fünfte oder sechste arbeitet bei der Entwicklung und Planung von Ausbildungsinhalten zusammen.
AusbilderInnen und Lehrkräfte halten mit hohem Veränderungstempo Schritt
Etwa drei Viertel der Befragten erleben das Tempo, in dem die Veränderungen in den letzten drei Jahren erfolgten, als hoch. So vermitteln acht von zehn Ausbilderinnen und Ausbilder und sieben von zehn Berufsschullehrkräften inzwischen neue Inhalte. Aber auch im methodisch-didaktischen Bereich gab es Veränderungen: „Künftig sind Fähigkeiten wie prozessorientiertes und bereichsübergreifendes Denken und Handeln wichtig. Bei der Vermittlung sollten die Lernorte sich idealerweise eng abstimmen, damit die Kompetenzen gut ineinandergreifen. Zudem wird das Berufsbildungspersonal langfristig individueller auf die Auszubildenden eingehen müssen“, so Paula Risius, Autorin der Studienreihe und Referentin im NETZWERK Q 4.0. Wenngleich etwa neun von zehn Berufsschullehrkräften und acht von zehn Ausbilderinnen und Ausbilder berichten, dass ihre eigene zeitliche Belastung im Zuge der Digitalisierung gestiegen ist, sehen 75 Prozent von ihnen in diesem Wandel eine Chance. Um den Veränderungsprozess weiter optimal zu begleiten, geben etwa 84 Prozent der Ausbilderinnen und Ausbilder und 92 Prozent der Berufsschullehrkräfte einen gestiegenen Weiterbildungsbedarf an. Hier gilt es künftig anzusetzen, etwa auch durch die im Rahmen des Projekts NETZWERK Q 4.0 entwickelten Qualifizierungsangebote.
Die Pressemitteilung sowie alle vier Studien und die Zusammenfassung der Kernergebnisse finden Sie in unserer Mediathek zum Download.