9. April 2024

Beim Modell der vollständigen Handlung bearbeiten Auszubildende eine praxisrelevante Lern- oder Projektaufgabe mithilfe von sechs Schritten: Informieren, Planen, Entscheiden, Ausführen, Kontrollieren und Bewerten. Lernbegleiter:innen unterstützen die Azubis über die verschiedenen Phasen des Modells. Durch gezielte Fragen ermutigen sie die Azubis, eigenverantwortlich zu handeln und Entscheidungen zu treffen. 

Am Anfang steht die Praxisaufgabe

Eine Aufgabe im Modell der vollständigen Handlung sollte…

  • aus der Arbeitspraxis des Ausbildungsberufes stammen

  • mehrere Arbeitsschritte umfassen, jedoch nicht zu komplex sein

  • gut auf den Stand der Fähigkeiten und Kenntnisse abgestimmt sein und dadurch weder zu leicht sein noch überfordern

  • eine klare Aufgabenstellung und

  • eine transparente Zielsetzung haben

Wie das konkret aussehen kann, zeigt ein Praxisbeispiel aus der Ausbildung zur/m „Bürokauffrau/Bürokaufmann für Büromanagement“ in einem mittleren Unternehmen der Modebranche. Der Ausbildungsrahmenplan für den Beruf sieht unter Nummer 1.4 „Koordinations- und Organisationsaufgaben“ unter anderem vor, dass die Auszubildenden „interne und externe Termine planen, koordinieren und überwachen“ und „Besprechungen nach sachlichen und zeitlichen Vorgaben vor- und nachbereiten sowie betreuen“ können.

Um sich die nötigen Fertigkeiten und Kenntnisse dafür anzueignen, bekommen die Auszubildenden die Aufgabe, ein digitales Meeting zwischen der Unternehmensleitung und Mitarbeitenden der Designabteilung zu planen. Kalenderwoche und Dauer des Meetings werden den Auszubildenden dabei vorgegeben. In der Besprechung soll das grundlegende Design für eine neue Kollektion festgelegt werden. Dazu stellt die Designabteilung zunächst die Trendprognose für die anvisierte Saison vor. Im Anschluss soll ein gemeinsames Brainstorming zu Stil, Farben, Schnitten und Stoffarten erfolgen.

Schritt 1: Informieren

Im ersten Schritt tragen die Auszubildenden alle notwendigen Informationen für die Planung des Termins zusammen. Dazu müssen sie sich zu folgenden Fragen informieren:

  • Wie plant und erstellt man gemeinschaftliche Termine in den digitalen Kalendern der Beteiligten?

  • Über welches Videokonferenztool findet das Meeting statt?

  • Wie erstellt man mit dem entsprechenden Tool ein Onlinemeeting?

  • Welches digitale Kollaborationstool eignet sich für die Brainstorming-Phase der Besprechung?

Diese und weitere Fragen klären die Auszubildenden im Schritt „Informieren“. Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter unterstützen dabei, indem sie relevante Informationsmaterialien und Kontakte von wichtigen Ansprechpartnerinnen und -partnern bereitstellen.

Schritt 2: Planen

Wenn die Auszubildenden die notwendigen Informationen zusammengetragen haben, planen sie den Ablauf der Terminorganisation. Für die Vorbereitung kommen beispielsweise folgende Schritte in Betracht:

  1. Digitale Kalender der Teilnehmenden zur Terminfindung abgleichen.

  2. Gemeinschaftstermin in den Kalendern erstellen.

  3. Onlinemeeting erstellen.

  4. Onlinemeeting und Kalendertermin verknüpfen.

  5. Kollaborationstool auswählen und vorbereiten.

Die Azubis tragen also alle für die Planung notwendigen Schritte zusammen und ordnen sie in eine Reihenfolge.

Schritt 3: Entscheiden

In diesem Schritt schauen die Auszubildenden auf die Ergebnisse aus den vorherigen Schritten und entscheiden, wie sie bei der Umsetzung vorgehen möchten. An dieser Stelle ist das Ausbildungspersonal in seiner Rolle als Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter besonders gefragt. Sie besprechen die Planung mit ihren Azubis und geben eine gezielte Rückmeldung dazu:

  • Was ist gut geplant?

  • Was haben die Azubis übersehen?

  • Wo könnten sich unvorhergesehene Herausforderungen im Planungsablauf ergeben?

Sie geben ihren Azubis hier Impulse, um selbst Lösungen zu entwickeln.

Schritt 4: Ausführen

Die Azubis führen die Schritte aus dem Arbeitsplan nun selbstständig durch. In dieser Phase müssen Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter ansprechbar sein, wenn ihre Azubis auf Herausforderungen stoßen, die sie allein nicht lösen können. Sollten die Azubis einen falschen Weg einschlagen, greift das Ausbildungspersonal unterstützend ein, um gravierenden Fehlern oder möglichen wirtschaftlichen Schäden vorzubeugen.

Schritt 5: Kontrollieren

Nachdem die Auszubildenden alle Schritte der Terminplanung ausgeführt haben, überprüfen sie selbstkritisch, ob sie alle Aufgaben vollständig und korrekt erledigt haben. Sollten sie feststellen, dass die Planung Mängel aufweist oder sie Fehler im Prozess gemacht haben, können sie nun mögliche Lösungen dafür entwickeln und nachbessern.

Schritt 6: Bewerten

Im letzten Schritt des Modells der vollständigen Handlung bewerten Ausbilderinnen und Ausbilder gemeinsam mit den Auszubildenden das Ergebnis. Sie reflektieren, ob der gewählte Lösungsweg zielführend war oder was optimiert werden sollte. Diese Phase der Reflektion ist für den Lernprozess von zentraler Bedeutung, denn die Azubis lernen dabei von- und miteinander, indem sie Vorgehen, Lösungswege und Probleme gemeinsam in der Gruppe besprechen. Das Ausbildungspersonal sollte sich bei den Azubis außerdem erkundigen, ob sie mit der Aufgabe und der Lernumgebung gut zurechtgekommen sind.

Erfolgreich ausbilden dank des Modells der vollständigen Handlung

Die Selbstreflexion und Selbstregulation der Auszubildenden spielen eine entscheidende Rolle, um Lernfortschritte zu gewährleisten. Konkretes Feedback und gezielte Anleitung fördern die Entwicklung der Auszubildenden nachhaltig. Durch die Anwendung dieses Modells in der beruflichen Ausbildung können Ausbilder und Azubis gemeinsam erfolgreich agieren. Ein bewusstes Bearbeiten von Fragen und Informationen sowie die klare Kommunikation während des gesamten Prozesses sind entscheidend. In unseren Weiterbildungen erfahren Sie, wie Ihnen das alles am besten gelingt. 

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