Der Design-Thinking-Prozess liegt der Entwicklung sämtlicher Qualifizierungsangebote im Projekt NETZWERK Q 4.0 zugrunde. Unsere Projektpartner durchlaufen den Prozess mehrfach und starten jedes Mal mit einer neuen sog. Design Challenge, zu deren Lösung sie Prototypen neu- bzw. weiterentwickeln (im Sinne eines "iterativen Prozesses") – immer mit Blick auf die Bedürfnisse der Ausbilderinnen und Ausbilder. Im Folgenden beschreiben wir den gesamten Design-Thinking-Prozess, der unserem Projekt zugrunde liegt.
Im Design Thinking fängt jedes Problem mit einer Fragestellung, einer Design Challenge an. Sie ist eine Definition des zu lösenden Problems. Der Auftrag des Projekts NETZWERK Q 4.0 ist es, Ausbilderinnen und Ausbilder im digitalen Wandel mit neuen Qualifizierungsangeboten zu unterstützen. Aus diesem Auftrag haben wir folgende Design Challenge abgeleitet:
Eine Design Challenge wird spezifischer, je mehr Informationen über die Nutzerinnen und Nutzer – im Projekt NETZWERK Q 4.0 die Ausbilderinnen und Ausbilder – vorliegen. Um sich der Nutzergruppe und ihren Bedürfnissen anzunähern, führen die Bildungswerke der Länder, unsere am Projekt beteiligten Partner, Interviews mit Ausbilderinnen und Ausbildern durch.
Im persönlichen Gespräch überprüfen sie, ob die Design Challenge passt oder die Ausbilderinnen und Ausbilder womöglich andere Probleme haben. Es geht im Interview nicht darum, einen vorgefertigten, standardisierten Fragebogen abzuarbeiten. Das Ziel ist vielmehr, die Bedürfnisse, Herausforderungen und Gefühlslage der Ausbilderinnen und Ausbilder empathisch zu erforschen.
Im nächsten Schritt sichten die Projektpartner ihre Interviewergebnisse und clustern diese nach Bedürfnissen. Noch präsentieren sie keine Lösungen, sondern schreiben die ermittelten Probleme, Herausforderungen und Bedürfnisse der befragten Person auf – auch in Form von Zitaten oder einer Persona. Aus diesen Clustern werden die für das Projekt relevantesten Nutzerbedürfnisse ausgewählt.
In dieser Phase führen die Projektpartner Design-Thinking-basierte Ideenworkshops durch. Diese bieten die Möglichkeit, mit einem erweiterten Personenkreis, beispielsweise mit Personalverantwortlichen, Geschäftsführung, Ausbildenden, Azubis usw., mittels Brainstorming-Methoden einen bunten Strauß an Ideen zu entwickeln. Eine Mischung aus divergenten und konvergenten Kreativphasen ermöglicht die Entwicklung innovativer Ideen. In den divergenten Phasen werden so viele – auch verrückte – Ideen wie möglich produziert. In den konvergenten werden dann die relevantesten ausgewählt.
Welche Idee beantwortet nun am besten die Design Challenge und kann dem betrieblichen Ausbildungspersonal am meisten helfen? Um dies zu beantworten, werden auf Grundlage der Ideenskizze nun konkrete Lösungen für die Bedürfnisse der Ausbilder bzw. die Ausbilderin entwickelt. Hierzu eignen sich sogenannte Prototypen, die sich in der Regel mit diversen Bastelmaterialien kreativ umsetzen lassen. Ein Prototyp kann aber auch ein Rollenspiel sein oder ein Zeitungsartikel, in dem man eine neuartige Idee im Detail beschreibt. Der Kreativität sind also keine Grenzen gesetzt.
Beim Testen geht es darum, der Nutzergruppe den entwickelten Prototyp vorzustellen und erste Rückmeldungen zu sammeln. Aus dem Feedback lässt sich ableiten, was für die Ausbilder gut oder nicht so gut funktioniert – noch bevor man viel Geld für eine Umsetzung ausgibt, die dem Ausbilder oder der Ausbilderin nicht weiterhilft.
Mit Hilfe des Feedbacks wird dann über den nächsten Schritt entschieden. Sieht die Zielgruppe Konkretisierungsbedarf? Dann muss der Prototypen weiterentwickelt werden. Hier sind wir bereits in der ersten Wiederholung, denn von der Testphase geht es erneut in die Entwicklungsphase.
Oder passt der Prototyp bereits gut zu Bedürfnissen der Ausbilderinnen und Ausbilder? Dann geht es weiter in der Umsetzung – und damit an die weitere Annährung eines konkreten Qualifizierungsangebots.