Den digitalen Wandel in der eigenen Bubble angehen? Das ist ihrer Meinung nach keine gute Idee. Jennifer Gray, Direktor HR, und Laura Schmidt, Personalreferentin bei der STEMMANN-TECHNIK GmbH setzen bei der Anpassung ihrer Ausbildungsgestaltung auf Vernetzung und den Austausch mit anderen Unternehmen.
Mit knapp 500 Beschäftigten entwickelt Stemmann-Technik Anlagen und Systeme für die Energie- und Datenübertragung. Acht Ausbilderinnen und Ausbilder begleiten zwischen 24 bis 30 Auszubildende im beruflichen Lern- und Entwicklungsprozess.
Jennifer Gray: Das Thema Ausbildung ist in den letzten 20 Jahren nicht groß angefasst worden. Wir haben gut funktionierende Wege, aber wir haben lange keinen Austausch darüber geführt, wie Ausbildung noch aussehen kann. Die Welt digitalisiert sich, Ausbildung kann da nicht stehen bleiben. Als großer Arbeitgeber wollen wir für junge Menschen attraktiv bleiben. Wandel gelingt für mich aber nicht in der eigenen Bubble – er lebt vom Austausch, auch mit anderen Unternehmen. Genau diese Möglichkeit hat uns am Netzwerk Q 4.0 interessiert.
Laura Schmidt: In den kaufmännischen Berufen nutzen wir digitale Medien für Kommunikation, Lerneinheiten und Ausbildungsnachweise. Bestimmte Schulungsthemen wie Datenschutz und IT-Sicherheit werden konzerngesteuert digital durchgeführt. In den gewerblichen Berufen wird aktuell noch sehr analog ausgebildet.
Jennifer Gray: Wir prüfen, wo es Sinn macht, mit digitalen Medien Inhalte und Wissen zu vermitteln, das Lernen zu unterstützen. Das kann für Soft Skills oder Fremdsprachenkenntnisse sehr sinnvoll sein, aber auch bei fachlichen Lernprozessen. Wir denken z.B. über den Einsatz von VR-Brillen nach, um Azubis damit virtuell auf die Baustelle mitzunehmen.
Damit haben wir die Möglichkeit, direkt im Livebetrieb zeigen zu können, was die Auszubildenden noch in der Werkstatt lernen – unter den jetzigen Corona-Bedingungen, aber auch unter dem Aspekt von Reiseaufwand und Organisation ist dies ein pragmatischer Weg zu mehr praktischer Nähe zum Endprodukt. Gerade zum Beispiel bei unseren Ferry Chargern, Ladetürmen/-Armen für elektrisch betriebene Fähren, ist es schon noch einmal etwas anderes, wenn man das fertige Produkt auch einmal im aktiven Einsatz sieht.
Jennifer Gray: Ausbildung funktioniert für uns immer weniger darüber, dass ein Experte etwas vormacht. Wir wollen die jungen Menschen selbst herausfinden lassen, wie etwas funktioniert. Für Ausbilder heißt das, Lernpartner zu sein, zum selbstgesteuerten Lernen anregen. Hierfür braucht es didaktische und pädagogische Kompetenz.
Laura Schmidt: Wichtig ist hier Souveränität. Wie können wir diese stärken? Wir wollen unseren Ausbildern nicht das Gefühl geben, dass sie nicht digital genug sind. Wir wollen keine Unsicherheit schüren, sondern begleiten.
Wer ist der digitale Experte – der Ausbilder oder der Azubi? Als erfahrene Fachkraft muss ich es zulassen können, dass mein Azubi und ich voneinander lernen und auch ich mir etwas zeigen oder erklären lasse. Gemeinsam dem Lernprozess zu begegnen, das ist ja viel schöner.
Laura Schmidt: Sind wir noch mit den besten Lernmethoden unterwegs? Diese Frage sollten wir uns immer wieder stellen. Deshalb ist die Kenntnis neuer Lernmethoden und Lernkonzepte wichtig. Die Motivation, diese einzusetzen, muss aber von den verantwortlichen Mitarbeitenden kommen. Unser Ziel ist eine Art Werkzeugkiste, aus der sich unsere Ausbilder individuell die Methoden herausgreifen können, mit denen sie sich gut fühlen.
Wir sehen daneben auch, dass es wichtig ist, die persönliche Kommunikation und darüber ein gegenseitiges Verständnis zwischen unseren Ausbildungsteams und unseren Azubis zu fördern. Tiktok versus ARD – das sind ja manchmal ganz unterschiedliche Generationen, die da aufeinandertreffen mit entsprechend unterschiedlichen Vorlieben und Interessen. Wir überlegen gerade, wie wir noch mehr Möglichkeiten für Austausch und soziales Miteinander bieten können.
Laura Schmidt: Das Netzwerk Q 4.0 eignet sich super dafür, die eigenen Bedarfe zu ermitteln. Wo stehen wir gerade, wo wollen wir hin, was fehlt uns? Ich habe bislang an zwei Workshops teilgenommen, davor habe ich mich mit unseren Ausbildern ausgetauscht. Wir erhalten über das Netzwerk gute Anregungen, die man z.T. schnell adaptieren kann. Einen Impuls haben wir direkt umgesetzt, indem wir einen Ausbilderkreis etabliert haben und uns hierüber regelmäßig austauschen. Je nach Bedarf kann das zehn Minuten dauern oder sechzig.
Es ist ein Prozess, zu definieren, was man braucht, um seine Arbeit besser zu machen. Für mich persönlich sind die Tools und Methoden, die bei den Projektworkshops genutzt werden, von digitalem Brainstorming und Mindmapping bis zu Design Thinking und Prototyping, eine tolle Lernerfahrung. Darüber habe ich schon einiges für mich mitgenommen.
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