9. August 2022
Bürokommunikation und Professionalität damals: Word, Outlook & Co…
Ich erinnere mich noch lebhaft an meine Ausbildung als Kauffrau für – damals noch – Bürokommunikation, heute Büromanagement. Das war von 2009 bis 2012:
„Schreiben Sie ein Angebot für XX. Das Dokument soll einen Seitenrand von 2,5 cm links und rechts sowie oben und unten 3 cm haben, Schriftart Arial 10, rücken Sie die einzelnen Posten mit einem Tabstopp 3 cm links ein und so weiter und so fort…“
Die Fähigkeit Kommunikationsmedien und die dafür benötigten Computerprogramme professionell zu bedienen und Experte:in für diese zu sein, stand damals im Fokus der Ausbildung. Word, Outlook, SAP, egal. Ich konnte nach meiner Ausbildung jegliche Programme in denen oder mit denen ich kommunizieren musste im Schlaf bedienen.
Einen Geschäftsbrief schreiben, meiner:m Vorgesetzten:m ein knackiges Memo hinterlassen, professionelle Telefonate führen – gar kein Problem, das hatte ich ja in meiner Ausbildung gelernt. Und genau diese Fähigkeiten waren auch nach meiner Ausbildung enorm wichtig, um meinen damaligen Beruf professionell auszuführen. Sie haben mir Sicherheit gegeben und Selbstbewusstsein, vielleicht auch ein bisschen Stolz, wenn ich mal wieder einen Geschäftsbrief sowohl sprachlich als auch visuell in Form gebracht habe. All diese Fähigkeiten waren mein Handwerkszeug.
Bürokommunikation und Professionalität heute: MS Teams, Trello & Co.
Heute – gerade mal zehn Jahre später – sieht die Welt für Kaufleute anders und noch komplexer, digitaler aus. Will ich einen Auftrag erteilen: Schreibe ich eine E-Mail. Raumbuchung? Passiert oft digital über Outlook. Mal schnell in der Buchhaltung eine Auskunft einholen: Nachricht via MS Teams, Antwort kommt automatisiert und digital. Ich suche neue Geschäftspartner? Login in einem meiner vielen Cloud-Dienste und ich finde blitzschnell passende Unternehmen. Und Bürobesprechungen gibt es in der Corona-Lage digital – per Videokonferenz.
Die Liste lässt sich beliebig verlängern, aber sind wir Kaufleute wirklich dazu in der Lage, diese unzähligen und komplexen Tools professionell zu bedienen? Ich weiß es nicht und stelle es in Frage. Denn oftmals heißt es: Digitale Kommunikation? Das kann doch jede:r! Die Programme und auch die Hardware sind doch einfach zu bedienen und total intuitiv, das hat doch nichts mit Professionalität zu tun. Wirklich?
Wissen Sie...
Was digitale Kommunikation eigentlich genau ist und wie diese definiert wird?
Welche Arten von digitalen Tools es gibt?
Wie Sie in einem Videokonferenztool Gruppenräume erstellen?
Wie Sie professionell über ein Chattool kommunizieren?
Welche Datenschutzregeln bei der Nutzung von digitalen Kommunikationstools beachtet werden müssen?
Welche Regeln der digitalen Netiquette in jeglichen Situationen einzuhalten sind?
...
Hand aufs Herz. Konnten Sie alle Fragen mit „Ja“ beantworten? Und wenn Sie diese Fragen oder nur eine davon mit „Nein“ beantworten, können Sie dann professionell digital kommunizieren?
Professionelle digitale Bürokommunikation als Kernqualifikation fest in die kaufmännische Ausbildung integrieren?
Meiner Meinung nach – und das ist womöglich eine steile These – ist heute neben all den anderen Dingen, die wir Kaufleute auch können müssen, die Beherrschung und Nutzung digitaler Kommunikation eine tragende Säule von Professionalität. Gerade wir Kaufleute brauchen digitale Kommunikationsmittel als Handwerkszeug. Exakt wie für Bauarbeiter:innen der Hammer oder für Chemielaborant:innen die Pipette.
Ich gebe Ihnen also zum guten Schluss eine Frage mit, die Sie für sich selbst beantworten dürfen:
Sollten wir Kaufleute nicht den Anspruch haben professionell digital zu kommunizieren, da diese Fähigkeit unser Handwerkszeug darstellt und sollten wir dieses Handwerkszeug nicht auch an unsere Auszubildenden weitergeben?
Weiterführende Links: Q 4.0 Trainings