12. März 2024

Am 30. Ja­nu­ar dreh­te sich beim Q 4.0 Talk mit Dr. Wolf­gang Kö­nig und dem NETZ­WERK Q 4.0 in Hes­sen al­les um KI-Chat­bots und de­ren Ein­satz in der Aus­bil­dung. Ein Stim­mungs­bild un­ter den Teil­neh­men­den lie­fer­te hier­zu in­ter­es­san­te Er­kennt­nis­se. Su­san­ne ging nach dem Talk mit Wolf­gang ins Ge­spräch. 

Vie­le der Teil­neh­men­den un­se­res Talks nut­zen KI pri­vat, im Aus­bil­dungs­kon­text aber kaum. Spie­gelt sich das auch in Dei­nen Er­fah­run­gen wi­der? 

Ja, mei­ner Er­fah­rung nach wird KI am häu­figs­ten im pri­va­ten Be­reich ge­nutzt. Die be­ruf­li­che Nut­zung steht an zwei­ter Stel­le und die Nut­zung in Aus­bil­dungs­kon­tex­ten an drit­ter Stel­le. Ich hal­te mitt­ler­wei­le vie­le Vor­trä­ge und tau­sche mich auch mit vie­len Be­trie­ben dazu aus. Mein Ein­druck ist, dass die Chan­cen von KI ins­be­son­de­re im pro­fes­sio­nel­len be­trieb­li­chen Lear­ning kaum wahr­ge­nom­men wer­den.  

Wor­an liegt das Dei­ner Mei­nung nach?

Die Ur­sa­chen sind si­cher­lich viel­fäl­tig. Ent­schei­dend sind un­ter an­de­rem die Ver­füg­bar­keit, die Nut­zungs­mög­lich­kei­ten so­wie die Her­an­ge­hens­wei­se an die KI. Zum Bei­spiel stellt Mi­cro­soft über den Brow­ser Edge eine mo­di­fi­zier­te Va­ri­an­te des KI-Chat­bots ChatG­PT kos­ten­los zur Ver­fü­gung.

Die­ser lässt sich im pri­va­ten Be­reich also re­la­tiv ein­fach nut­zen. In Be­trie­ben ist es schwie­ri­ger. Hier darf man oft nicht ohne Zu­stim­mung des Ar­beit­ge­bers KI-Tools ver­wen­den. Mit Blick auf die Aus­bil­dung ha­ben vie­le auch Ängs­te. Ei­ner­seits weil die KI-Tech­no­lo­gie neu ist und an­de­rer­seits weil Aus­zu­bil­den­de viel­leicht be­reits ChatG­PT nut­zen und fit­ter im Um­gang mit der Tech­no­lo­gie sind.

Die­se Ängs­te müs­sen nicht sein, denn die Tech­no­lo­gie ist zwar neu, aber die meis­ten Fra­gen zu Da­ten­schutz und Da­ten­si­cher­heit sind alt.  

Kannst du das ge­nau­er aus­füh­ren?

Wie im­mer gilt bei al­len in­ter­net­ba­sier­ten Tech­no­lo­gi­en, dass man die­se kom­pe­tent ver­wen­den muss. Bei­spiel Da­ten­schutz und Da­ten­si­cher­heit. Im In­ter­net soll­te nie­mand per­so­nen­be­zo­ge­ne Da­ten ein­ge­ben oder Fir­men­ge­heim­nis­se ver­öf­fent­li­chen. Das war schon beim Goo­geln so und ge­nau­so ist das auch bei ChatG­PT und an­de­ren KI-Tools.

Die Ver­lo­ckung ChatG­PT oder den Mi­cro­soft Co­pi­lot ein­fach un­re­flek­tiert zu be­nut­zen ist viel­leicht et­was hö­her. Hier braucht es na­tür­lich auch im­mer die Ein­bin­dung der je­wei­li­gen fir­men­in­ter­nen IT-Ab­tei­lung, um Da­ten ent­spre­chend schüt­zen zu kön­nen. Und da­mit sind wir beim Com­mit­ment durch die Ge­schäfts­lei­tung. Ohne die geht bei die­sem The­ma we­nig vor­an. 

Steckt hin­ter der Goog­le-Su­che nicht auch schon längst KI? 

Ja, KI ist da auch, aber im Ge­gen­satz zu ChatG­PT ist die­se nicht in­ter­ak­tiv. Das be­deu­tet, ich kann die­se KI als Be­nut­zer:in ei­gent­lich nicht wirk­lich ver­än­dern oder be­wusst steu­ern. Mit an­de­ren Wor­ten ist die in­ter­ak­ti­ve KI von ChatG­PT et­was ganz Neu­es. Ich spre­che des­halb auch von KI 2.0 in An­leh­nung an Web 2.0.  

Wir alle kom­men an KI nicht vor­bei. Was denkst Du, wie lässt sich KI-Chat­bot-Ler­nen in die Aus­bil­dung in­te­grie­ren?

Zu­nächst ist das Aus­han­deln von recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen im Be­trieb – wie im­mer – ganz wich­tig. Aber sein wir mal rea­lis­tisch. Die Aus­zu­bil­den­den wer­den ChatG­PT oder an­de­re Chat­bots ein­fach auf dem pri­va­ten Smart­pho­ne ver­wen­den, falls es auf den Com­pu­tern im Be­trieb nicht er­laubt sein soll­te.

Das kann man nur schwer ver­hin­dern. In­so­fern fin­de ich die Dis­kus­si­on um das Ver­bie­ten von KI auch ziem­lich rea­li­täts­fern. Ich den­ke die Aus­bil­dung soll­te im­mer Frei­raum für ent­de­cken­des Ler­nen schaf­fen.  

"Das kritische Denken darf nicht ausgeschaltet werden."

Aber mal kon­kret: Wie kön­nen Aus­bil­der:in­nen das Ler­nen mit KI-Chat­bot in der ei­ge­nen Aus­bil­dungs­pra­xis an­ge­hen?

Hier habe ich für das Netz­werk Q 4.0 be­reits ein Di­dak­tik-Mo­dell ent­wi­ckelt und zwar das ge­nann­te „Graue-Box-Mo­dell der Chat­bot-Di­dak­tik“. Hier­in er­klä­re ich, was man über­grei­fend be­ach­ten muss, bei­spiels­wei­se in Be­zug auf den Lehr­plan oder die Lern­zie­le.

Er­gän­zend dazu ent­wick­le ich ge­ra­de im KI-Schwer­punkt des Netz­wer­kes Q 4.0 ein so ge­nann­tes KI-Chat­bot-Lern­frame­work. Das ist so et­was wie eine aus­führ­li­che Schritt-für-Schritt-An­lei­tung für das Ler­nen mit KI-Chat­bots in der be­ruf­li­chen Bil­dung. 

Dann freue ich mich dar­auf. Denn es er­scheint mir wich­tig, in der Fül­le von In­for­ma­tio­nen eine prak­ti­sche Hil­fe für die ers­ten Schrit­te zu er­hal­ten. Also Wolf­gang, blei­ben wir am Ball.

Dan­ke für das Ge­spräch und mein Tipp: Ein­fach schon mal selbst Pro­bie­ren; im Netz­werk Q 4.0 Blog gibt es be­reits jetzt schon ganz vie­le Tipps und Tricks zum Ler­nen und Ar­bei­ten mit KI-Chat­bots. 

Das In­ter­view führ­te Su­san­ne Mil­ler. 

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