24. Februar 2025

Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant weiter – insbesondere im Bereich des logischen Denkens. Neue "Reasoning-Modelle" können Aufgaben nicht nur besser verstehen, sondern eigenständig reflektieren und strukturierte Antworten liefern. Doch was bedeutet das für die Ausbildung? Welche Vorteile ergeben sich daraus? In diesem Beitrag erfahren Sie, wie diese neuen KI-Modelle die Wissensvermittlung verändern und warum klassisches Prompting nicht mehr zielführend ist.

Was sind Reasoning-Modelle?

Klassische KI-Sprachmodelle lieferten oft oberflächliche oder unstrukturierte Antworten. Mit den neuen Reasoning-Modellen hat sich dies grundlegend verändert. Unternehmen wie OpenAI oder DeepSeek setzen hier neue Maßstäbe. Diese Modelle reflektieren eigenständig über Aufgabenstellungen, analysieren Probleme schrittweise und liefern logisch begründete Antworten.

AspektAlte Modelle, z.B. GPT‑3, ältere TransformerReasoning-Modelle, z.B. GPT‑4, neuere KIs mit verbesserten logischen FähigkeitenBeispiel Alte Modelle (5 Sicherheitsregeln)Beispiel Reasoning-Modelle (5 Sicherheitsregeln)
Modelltyp
  • Einfache Textgenerierungsmodelle
  • Erweiterte Modelle mit logischem Schlussfolgern
  • Listet die 5 Sicherheitsregeln auf, nennt aber kaum Hintergründe oder Zusammenhänge
  • Erklärt neben den Regeln auch deren Zweck und gibt Hinweise zu praktischen Anwendungen
Verständnis der Eingabe
  • Basierend auf Wahrscheinlichkeiten
  • Limitiertes kontextuelles Verständnis
  • Verstehen semantische Zusammenhänge deutlich besser
  • Greift nur Stichwörter wie „Freischalten“ oder „Erden und Kurzschließen“ auf, ohne tieferen Kontext
  • Kann auch aus unspezifischen Eingaben („Wie sicher schalten?“) präzise auf die 5 Regeln eingehen
Erklärung der Antwort
  • Begrenzt
  • Oft oberflächliche oder generische Erklärungen
  • Detaillierter und nachvollziehbarer
  • Erläutert z.B. „Freischalten“ nur sehr allgemein („Strom abstellen“), ohne Details zum Ablauf
  • Geht auf technische Hintergründe (z.B. Spannungsfreiheit feststellen) und konkrete Prüfschritte ein
Kreativität der Antwort
  • Gut in kreativen Aufgaben, aber kann inkohärent sein
  • Bessere Balance zwischen Kreativität und Kohärenz
  • Gibt evtl. Eselsbrücken für die 5 Regeln, aber inhaltlich unzusammenhängend
  • Bietet verständliche Merkhilfen und integriert sie nahtlos in technische Erklärungen
Konsistenz der Antwort
  • Kann inkonsistent sein, besonders bei längeren Texten
  • Konsistenter, auch über längere Texte hinweg
  • Nimmt Bezug auf einzelne Regeln, vergisst aber häufig andere oder widerspricht sich bei den Schutzmaßnahmen
  • Stellt sicher, dass alle 5 Regeln in richtiger Reihenfolge erläutert und nicht vergessen werden
Bewältigung komplexer Aufgaben
  • Begrenzt
  • Scheitert oft an mehrstufigen Aufgaben
  • Lösen mehrstufige Aufgaben besser durch schrittweises Denken
  • Beschreibt nur einzelne Schritte, jedoch ohne aufeinander aufbauende Argumentation
  • Kann die 5 Regeln als mehrstufigen Prozess verstehen und Schritt für Schritt begründen
Fehlertoleranz
  • Hohe Sensibilität für Eingabefehler
  • Robuster bei Tippfehlern oder unklaren Eingaben
  • Bei Tippfehlern wie „Freischaletn“ entstehen evtl. inkorrekte oder unverständliche Antworten
  • Korrigiert fehlerhafte Eingaben (z.B. „Freischaletn“) automatisch und liefert sinnvolle Erklärungen
Nutzung von Hintergrundwissen
  • Oft beschränkt auf Trainingsdaten
  • Keine tiefgehende Wissensverarbeitung
  • Erweiterte Nutzung von Hintergrundwissen
  • Umfassendere logische Verknüpfungen
  • Kennt die 5 Sicherheitsregeln dem Namen nach, erklärt aber nicht, wie sie sich aus Normen ableiten
  • Bezieht sich auf Normen (z.B. DIN VDE 0105-100) und erläutert deren Bedeutung für jede Regel
Eignung für logische Schlussfolgerungen
  • Schwierig
  • Bildet selten mehrstufige Argumentationsketten
  • Erlaubt tiefgehende, logische Argumentationsstrukturen
  • Kann z.B. sagen, dass „Erden“ wichtig ist, verknüpft es aber nicht logisch mit den anderen Schritten
  • Erklärt, wie „Erden und Kurzschließen“ erst nach erfolgreicher Spannungsprüfung erfolgen sollte
Interaktivität
  • Gering
  • Wenig dynamische Anpassung an den Nutzer
  • Höhere Anpassungsfähigkeit an Nutzereingaben und Gesprächskontext
  • Reagiert nur begrenzt auf Nachfragen (z.B. „Warum zuerst freischalten?“) mit neuen Details
  • Kann tiefer in einzelne Schritte einsteigen, z.B. bei Nachfragen über Prüfmethoden oder Risikobewertungen

Was ändert sich in der Nutzung?

Früher mussten KI-Modelle mit langen, detaillierten Anweisungen versorgt werden, um brauchbare Ergebnisse zu liefern. Die neuen Reasoning-Modelle hingegen können auch mit kurzen, prägnanten Eingaben arbeiten und daraus eigenständig logische Schlussfolgerungen ziehen.

Die Vorteile:

  • Reasoning-Modelle analysieren und interpretieren Fragestellungen eigenständig und benötigen keine detaillierten Anweisungen.

  • Sie strukturieren ihre Denkprozesse automatisch, ohne dass der Nutzer explizit darauf hinweisen muss.

  • Sie generieren direkt gut organisierte Antworten, ohne dass umfangreiche Prompts notwendig sind.

Beispiel eines KI-Reflektionsprozesses:

Anweisung: "Erkläre auf Deutsch die 5 Sicherheitsregeln für das Schalten an elektrischen Anlagen."
(Genutztes Modell: DeepSeek-R1-Distill-Llama-8B)

Antwort der KI nach knapp zwei Minuten Reflexion:
Okay, ich muss also die fünf Sicherheitsregeln für die Arbeit mit Elektrogeräten auf Deutsch erklären. Hmm, wo soll ich anfangen? Nun, zunächst einmal weiß ich, dass Strom gefährlich sein kann, wenn man nicht richtig damit umgeht, also müssen diese Regeln wichtig sein, um Unfälle zu vermeiden.

Nun gut, lassen Sie mich darüber nachdenken, was die fünf wichtigsten Regeln sein könnten. Der Benutzer erwähnte etwas von Isolierung vor der Arbeit, also ist das vielleicht eine. Ja, man sollte sich immer vergewissern, dass das Gerät von jeglicher Stromquelle getrennt ist, bevor man an ihm arbeitet. Das macht Sinn, denn wenn es noch eingesteckt ist, kann man einen Stromschlag bekommen.

Eine weitere Regel könnte die Überprüfung der Spannung oder der Nennleistung sein. Ich habe einmal gehört, dass man nur dann etwas in eine Steckdose stecken sollte, wenn man die richtige Spannung und Leistung kennt, die das Gerät benötigt. Andernfalls könnte man den Stromkreis überlasten oder den falschen Adapter verwenden, was gefährlich sein kann.

Auch die Erdung muss dazugehören. Dabei wird das Gerät über ein Erdungskabel mit der Erde verbunden, um die Sicherheit im Falle einer Störung zu gewährleisten. Wenn also etwas schief geht, wird das elektrische System das Problem nicht durch einen Stromschlag verschlimmern.

Dann gibt es noch die Vorschrift, dass geeignete Schutzkleidung getragen werden muss. Ja, zum Beispiel Gummihandschuhe oder isolierte Werkzeuge, wenn man mit Strom arbeitet. Es ist wichtig, sich vor möglichen Gefahren zu schützen.

…“

Mehrwert von Reasoning in der Ausbildung

In der beruflichen Ausbildung bieten Reasoning-Modelle erhebliche Vorteile. Sie erklären komplexe Themen strukturierter, analysieren Abläufe präzise und minimieren Missverständnisse. Zusätzlich wird der Denkvorgang der KI transparent dargestellt, was das Verständnis fördert.

Was Ausbilderinnen und Ausbilder tun sollten:

  • Präzise Fragestellungen stellen: Statt "Wie geht sicheres Arbeiten an elektrischen Anlagen?" besser "Welche zwei der fünf Sicherheitsregeln werden in folgendem Arbeitsablauf nicht beachtet? Begründe deine Antwort und schlage eine Korrekturmaßnahme vor."

  • Strukturierte Eingaben nutzen: Arbeitsanweisungen oder Vorschriften sollten klar gegliedert sein.

  • Kein überflüssiges "Denke Schritt-für-Schritt"-Prompting: Reasoning-Modelle durchlaufen den Denkprozess automatisch.

  • Praktische Anwendung fördern: Azubis sollten KI-gestützte Analysen mit realen Arbeitssituationen vergleichen.

  • Besuchen Sie unsere Weiterbildungsangebote zum Thema Künstliche Intelligenz.

Fazit: Reasoning Modelle

Reasoning-Modelle sind ein bedeutender Fortschritt in der KI-gestützten Ausbildung. Sie ermöglichen eine präzisere Wissensvermittlung und reduzieren den Bedarf an komplizierten Prompts. Für Ausbilderinnen und Ausbilder bedeutet dies, dass sie ihre Herangehensweise an KI-basiertes Lernen anpassen sollten. Die Zukunft der Ausbildung ist intelligenter – nutzen Sie sie!

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