07. Mai 2025
KI-Chatbots wie ChatGPT oder Microsoft Copilot eröffnen neue Wege in der Ausbildung: Sie beantworten Fragen, erklären Fachinhalte oder erstellen interaktive Übungen. Doch so hilfreich KI-Chatbots sind – ihr Einsatz hat ökologische Konsequenzen. Denn hinter jedem Prompt steckt ein energiehungriges Rechenzentrum. Ausbilder:innen stehen damit vor der Herausforderung, KI-Tools sinnvoll und nachhaltig im Ausbildungsalltag einzusetzen.
KI hat einen ökologischen Fußabdruck
Was auf den ersten Blick „unsichtbar“ erscheint, hat handfeste Auswirkungen. Jede ChatGPT-Anfrage verbraucht etwa das Zehnfache einer Google-Suchanfrage. Hochleistungsrechenzentren sind dafür nötig, die nicht nur Strom, sondern auch Wasser zur Kühlung verbrauchen. Allein Google meldete 2022 einen jährlichen Wasserverbrauch von über 20 Milliarden Litern zur Serverkühlung. Der steigende Einsatz generativer KI könnte den Anteil der IT am weltweiten Stromverbrauch laut Prognosen auf bis zu 30 % wachsen lassen. Wer KI-Chatbots in der Ausbildung einsetzt, trägt auch Verantwortung für dessen Energieverbrauch. Nachhaltigkeit bedeutet hier, nicht auf die Technologie zu verzichten – sondern sie bewusst und effizient einzusetzen.
Best-Practice: Die fünf Sicherheitsregeln effizient mit KI vermitteln
Als Best-Practice-Beispiel können beim Lernen mit KI in der Ausbildung die fünf Sicherheitsregeln für das Schalten an elektrischen Anlagen betrachtet werden. ChatGPT kann helfen, diese Regeln anschaulich zu erklären – und zwar ressourcenschonend, wenn Ausbilder:innen einige Prinzipien beachten: Die Regeln lauten:
- Freischalten
- Gegen Wiedereinschalten sichern
- Spannungsfreiheit feststellen
- Erden und kurzschließen
- Benachbarte unter Spannung stehende Teile abdecken oder absperren
Effiziente Prompts – der Schlüssel zu nachhaltigem KI-Einsatz
Prägnanz ist Trumpf: Kurze, präzise Anfragen sparen nicht nur Energie, sondern liefern meist auch bessere Antworten. Einige Tipps für nachhaltige Prompts:
- Keine Floskeln: „Hallo“, „Bitte“, „Danke“ sind höflich – aber unnötig. Sie erhöhen die Rechenlast ohne inhaltlichen Mehrwert.
- Klarheit statt Umschweife: Statt „Was muss man beachten, wenn man mit Strom arbeitet?“ lieber konkret fragen: „Welche fünf Sicherheitsregeln gelten beim Schalten elektrischer Anlagen?“
- Antwortlänge steuern: Zusätze wie „in einem Satz pro Regel“ oder „stichpunktartig“ vermeiden überlange Antworten.
Beispiele für ineffiziente vs. effiziente Prompts beim Einsatz von ChatGPT
Ungeeigneter Prompt (ineffizient) | Geeigneter Prompt (effizient) |
---|---|
„Hallo ChatGPT, ich hoffe, du hast einen schönen Tag! Könntest du mir vielleicht die fünf Sicherheitsregeln erklären, die man beim Arbeiten mit Strom beachten sollte? Wäre echt super!“ | |
„Was muss man denn so beachten, wenn man mit Strom arbeitet? Irgendwelche wichtigen Regeln oder so? Bitte gib mir da mal ein paar Tipps.“ | |
„Ich bin gerade in der Ausbildung und bräuchte mal eine ausführliche Erklärung, was man alles machen muss, bevor man an einer elektrischen Anlage arbeitet.“ | |
„Hey, könntest du mir vielleicht ein bisschen was darüber erzählen, was man machen muss, damit es nicht gefährlich wird, wenn man mit Elektrik zu tun hat?“ | |
„Ich brauche eine Erklärung zu Sicherheitsvorkehrungen, vielleicht auch ein paar Beispiele. Du weißt schon, was man so machen muss, bevor man an Strom arbeitet.“ | |
„Kannst du mir bitte sagen, was alles passieren kann, wenn man beim Arbeiten mit Strom nicht aufpasst und wie man das verhindern kann?“ |
So viel KI wie nötig – so wenig wie möglich
KI muss wohlüberlegt eingesetzt werden. Dass z. B. Auszubildende einzeln dieselbe KI-Anfragen stellen muss nicht sein. Sinnvoll ist die Arbeit in der Gruppe. Eine gemeinsame Diskussion über die KI-Antwort stärkt zudem den Lerneffekt. Es gilt die Faustregel: So viel KI wie nötig – so wenig wie möglich.
- Hoher Mehrwert: Wenn ChatGPT das Verständnis fördert (z. B. durch anschauliche Beispiele, interaktive Aufgaben), ist der Energieeinsatz gerechtfertigt.
- Geringer Mehrwert: Bei einfachen Fakten (z. B. Aufzählung der Regeln) genügt oft ein Blick auf Wikipedia, das Skript oder ein Tafelbild.
- Bilder und Dateien nur bei Bedarf erstellen: ChatGPT bietet mittlerweile oft als Option automatisch an, dass man doch ein Bild, PDF oder Worddokument erstellen könnte. Dies klingt verlockend, aber kostet unnötig Strom und oft sind die KI-Bilder nicht wirklich nötig oder sogar inhaltlich falsch.
Nachhaltige KI-Kompetenz vermitteln
KI-Chatbots wie ChatGPT können Lernprozesse bereichern und komplexe Inhalte wie die Sicherheitsregeln lebendig vermitteln. Gleichzeitig sollte jede Nutzung unter didaktischen ökologischen Gesichtspunkten reflektiert werden. Unter didaktischen Gesichtspunkten ist grundsätzlich der KI-Lernfahrplan für die Ausbildung empfehlenswert. Die Nachhaltigkeitsperspektive können Ausbilder:innen gezielt trainieren:
- Bewusstsein schaffen: Erklären Sie den ökologischen Fußabdruck von KI-Nutzung.
- Eigenaktivität fördern: Erst selbst nachdenken, Googlen oder im Skript nachsehen, dann die KI fragen.
- Prompt-Kompetenz trainieren: Zeigen Sie, wie man effizient fragt.
- Alternative Quellen nutzen: Lehrbücher, Fachportale oder Mitschüler sind oft schneller – und nachhaltiger.
- Vorbild sein: Nutzen Sie KI nur dann, wenn der pädagogische Nutzen überwiegt.
- Technik reflektieren: Thematisieren Sie Green IT und digitale Nachhaltigkeit.