Als Europas größte Chemienation rangiert die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie im weltweiten Vergleich auf Platz vier. Auf nationaler Ebene zählt die chemisch-pharmazeutische Industrie zu den vitalsten Wirtschaftszweigen Deutschlands und gilt als die Branche, die digitale Anwendungen bereits vielfach in der Produktion einsetzt. Laut der Studie „Innovationsindikatoren Chemie 2018“, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und das Center für Wirtschaftspolitische Studien (CWS) der Leibniz Universität Hannover im Auftrag des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) durchgeführt haben, steht die Chemieindustrie jedoch vor großen Herausforderungen in den Bereichen Aus- und Weiterbildung.
Um die Bedarfe des Berufsbildungspersonals in der Chemiebranche festzustellen, lud das Team vom NETZWERK Q 4.0 in Berlin und Brandenburg am 27. August 2020 Ausbilderinnen und Ausbilder für Chemielaboranten*innen und Chemikanten*innen zur Kick-Off-Veranstaltung ins Berliner Haus der Wirtschaft ein. Die Teilnehmenden aus den Unternehmen BASF Schwarzheide, Eurofins Sofia, Sächsische Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden mbH sowie vom Bundesinstitut für Risikobewertung, erhielten die Möglichkeit, sich innerhalb dieses Kennlernformates über die Situation der Digitalisierung in ihrem jeweiligen Betrieb auszutauschen. Unter der Moderation der Branchenmanagerin Dörte Kanzler für Chemie und Digitalisierungsprozesse im Projekt NETZWERK Q 4.0 und in Co-Moderation des Wirtschaftswissenschaftlers Prof Dr. Johannes Kirch von der bbw Hochschule, entstand eine rege Diskussion darüber, wie eine hohe Agilität bezüglich des Einsatzes digitaler Lehr- und Lernmodule in der theoretischen Ausbildung, besonders in Zeiten von Covid-19, erreicht werden könnte. Zum einen sollten im Rahmen einer inhaltlichen Digitalisierung die Ausbildungsinhalte überwiegend virtuell abrufrufbar sein; ein Haltungswechsel unter den Ausbilder*innen sei jedoch ebenso wichtig, um die Chancen der digitalen Transformation in der dualen Berufsausbildung umfassend nutzen zu können.
Nach diesem ersten Gedanken- und Informationsaustausch wird es Anfang Oktober 2020 den ersten Ideenworkshop für einen erweiterten Kreis von eingeladenen Ausbilderinnen und Ausbildern geben, die mithilfe von Kreativmethoden, wie Design Thinking, gemeinsam relevante Themen für die spätere Entwicklung von Lehr- und Lernmodulen erarbeiten werden. Aus dieser Ideensammlung kann die Branchenmanagerin schließlich ein grobes Konzept für ein Qualifizierungsangebot für das Berufsbildungspersonal von Chemielaboranten und Chemikanten entwickeln. Bis zu diesem Treffen besucht das NETZWERK Q 4.0 in Berlin und Brandenburg die teilnehmenden Unternehmen, um deren Ausbildungsbereich besser kennenzulernen und Erkenntnisse hinsichtlich der Lernraumgestaltung, des Mindsets der dort tätigen Ausbilder*innen und des Einsatzes digitaler Methoden vor Ort für den nächsten Ideenworkshop zu sammeln.
Alle Bilder: © bbw Akademie für Betriebswirtschaftliche Weiterbildung GmbH