25. August 2023

Mit Blick auf die Handlungsorientierung in der Ausbildung ist die Fähigkeit „selbstständige Recherchen durchzuführen“ eine zentrale Querschnittskompetenz. Hier kann ein Chatbot wie beispielsweise ChatGPT sehr hilfreich sein. Der kompetente Umgang muss aber in der Ausbildung 4.0 trainiert werden.

Chatbots als Recherchetool

Chatbots können sehr gut als Recherchetool eingesetzt werden. Sie führen dann selbstständig eine Internetrecherche durch und fassen das Ergebnis in einem Text zusammen. Dieser kann inhaltlich trotzdem falsch sein. Damit die Auszubildenden die Ergebnisse richtig interpretieren, müssen sie die Quellenangaben überprüfen können. In der kostenlosen ChatGPT-Version funktioniert dies nur mit einem Trick.

Internetzugriff und Quellenangabe aktivieren

Viele Jugendliche nutzen bereits ChatGPT in der kostenlosen Version. Um Internetrecherchen durchzuführen, müssen Auszubildende dazu im Internetbrowser (Chrome oder Edge) eine kostenlose Erweiterung installieren. WebChatGPT: ChatGPT mit Internetzugang - Chrome Web Store (google.com). Automatisch erscheint dann diese neue Menüleiste unten in ChatGPT. 

Internetrecherche und Quellenkunde am Beispiel der „5 Sicherheitsregeln“

Wenn Auszubildende in einer Rechercheaufgabe beispielsweise die „5 Sicherheitsregeln für das Schalten an elektrischen Anlagen“ recherchieren sollen, dann erhalten sie durch die Browsererweiterung folgendes Ergebnis inklusive Fußnoten zu den genutzten Quellen.

Die fünf Sicherheitsregeln für das Schalten an elektrischen Anlagen sind essentiell, um Unfälle durch elektrischen Schlag zu verhindern und sicheres Arbeiten zu gewährleisten. Diese Regeln sind wie folgt:

  1. Freischalten: Bevor mit Arbeiten an elektrischen Anlagen begonnen wird, müssen diese allseitig und allpolig freigeschaltet werden. Das bedeutet, sämtliche Leitungen, die Spannung an eine Arbeitsstelle führen, müssen abgeschaltet werden. Dies wird erreicht, indem Hauptschalter ausgeschaltet, Sicherungen entfernt und Schmelzsicherungen herausgedreht werden. Diese Maßnahme gewährleistet, dass der Strom zuverlässig abgeschaltet ist und somit keine Gefahr besteht. Das Freischalten erfolgt grundsätzlich durch das Trennen der Anlage von allen nicht geerdeten Leitern [1][2][3].

  2. Gegen Wiedereinschalten sichern: Um zu verhindern, dass eine Anlage, an der gerade gearbeitet wird, versehentlich wieder eingeschaltet wird, muss das Wiedereinschalten zuverlässig verhindert werden. Hierbei werden Sicherungsmechanismen verwendet, wie das Entfernen von Sicherungen oder das Anbringen von Verbotsschildern. Je nach Art der Anlage können unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden, um das Wiedereinschalten zu unterbinden [1][2][3].

  3. Spannungsfreiheit allpolig feststellen: Bevor mit Arbeiten an der Anlage begonnen wird, muss die Spannungsfreiheit festgestellt werden. Dabei wird sichergestellt, dass keine Spannung mehr anliegt. Diese Feststellung erfolgt an allen poligen Leitungen und wird durch geeignete Messmittel und Methoden durchgeführt [2][3].

  4. Erden und Kurzschließen: Um sicherzustellen, dass die Anlage keine Restspannungen oder unerwarteten Stromflüsse aufweist, werden die Anlagenteile geerdet und kurzgeschlossen. Dadurch wird sichergestellt, dass potenziell gefährliche Spannungen abgeleitet werden und kein unkontrollierter Stromfluss auftritt [2][3].

  5. Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken: Falls Teile der Anlage, die in der Nähe der Arbeitsstelle unter Spannung stehen, nicht abgeschaltet werden können, müssen sie durch Abdeckungen oder Abschrankungen gesichert werden. Dies minimiert das Risiko von Berührung und Stromfluss auf benachbarte Teile [2][3].

Diese fünf Sicherheitsregeln müssen vor Beginn der Arbeiten in dieser Reihenfolge befolgt werden und nach Abschluss der Arbeiten entsprechend aufgehoben werden [2][3].

Didaktische Tipps

Damit Rechercheaufgaben gelingen, sollten Ausbilder:innen zunächst ein grundlegendes Verständnis für ein Ausbildungsthema mit den Auszubildenden entwickeln. Dies hilft dann beim Einordnen der Rechercheergebnisse. Auch der „Sprung ins kalte Wasser“ könnte lehrreich sein.

Die Auszubildenden müssten dann vorab sensibilisiert werden, dass Chatbot-Antworten grundsätzlich immer kritisch zu prüfen sind. Das Wechselspiel zwischen „Fragen stellen“ und „Fragen überprüfen“ fördert nicht nur die Effizienz der Recherche, sondern auch das kritische Denken und damit letztlich die so genannte Informationskompetenz. Folgende Punkte können dabei hilfreich sein:

  1. Plausibilität der Antwort: Ausbilder:innen sollten erklären, dass Auszubildende die Chatbot-Informationen mit ihrem bereits erworbenen Wissen vergleichen müssen. Die Chatbot-Antworten sollten logisch und vernünftig erscheinen.

  2. Quellenüberprüfung: Auszubildende müssen spezifische Quellenangaben suchen können, wie Normen, Sicherheitsrichtlinien oder Fachliteratur, um Chatbot-Antworten zu verifizieren. Ausbilder:innen müssen deshalb „gute“ Quellen aufzeigen.

  3. Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven: Auszubildenden muss erläutert werden, dass es manchmal sehr unterschiedliche Meinungen oder Interpretationen zu einem Thema geben kann. Deshalb sollten diese ermutigt werden, immer auch unterschiedliche Quellen zu konsultieren, um verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen und ein umfassenderes Verständnis zu entwickeln. Bei unterschiedlichen Meinungen bietet sich eine Gruppendiskussion an. Ausbilder:innen können dabei gemeinsam mit den Auszubildenden die „angemessene“ Position erarbeiten.

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