29. Juli 2022

Die bestehende Arbeitswelt und in weiterer Folge auch die Art des Lernens befindet sich im Wandel. Die Arbeit ist geprägt von komplexen und vielfältigen Aufgaben sowie eigenverantwortlichem Arbeiten. Zusätzlich ist vieles durch den stetigen technischen Fortschritt schnelllebiger geworden. Aufgrund dessen erhält der fächerübergreifende Austausch und das kollaborative Arbeiten einen höheren Stellenwert. In der Ausbildung ist die Herausforderung ebenfalls spürbar: Wie können junge Menschen auf ihre zukünftige Arbeit vorbereitet werden, damit sie in den unterschiedlichen Situationen handlungsfähig sind? Eine Antwort darauf ist agiles Lernen.

Ist Agiles Lernen dasselbe wie New Learning und Lernen 4.0?

Bei Diskussionen rund um die Zukunft des Lernens, fallen immer wieder die Begriffe New Learning, Agiles Lernen und Lernen 4.0. Hinter den Begriffen stehen verschiedene Lernkonzepte, die Gemeinsamkeiten haben, aber auch klar voneinander abgegrenzt werden können.

New Learning

New Learning zielt auf die individuelle Entfaltung des eigenen Potentials ab. Es steht vor allem die Selbstbestimmung der Lernenden und deren Autonomie und die soziale Teilhabe im Vordergrund. Dabei erfolgt eine ganzheitliche Betrachtung auf das Lernen. Daher kann es auch Lernprozesse beinhalten, die keinen direkten Arbeitsbezug haben.

Lernen 4.0

Lernen 4.0nutzt die vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung, um die Effizienz des Lernens durch ein smartes Lernumfeld zu steigern. Dies beinhaltet u.a. den Einsatz von digitalen Medien wie beispielsweise Chat Bots, künstliche Intelligenz, Augmented und/oder Virtual Reality, die zum Lernen eingesetzt werden können. Neue Lernerfahrungen können durch solche Technologien entstehen. So ist es sinnvoll, dass sich agiles Lernen und New Learning sich bei Bedarf ebenfalls der digitalen Möglichkeiten bedienen kann.

Agiles Lernen

Agiles Lernen verfolgt das Ziel, die lebenslange Anpassungsfähigkeit von Mensch und Organisation auf veränderte Rahmenbedingungen zu unterstützen. Die agilen Werte und Prinzipien werden auf den Prozess des Lernens adaptiert. Deshalb ist agiles Lernen geprägt von kurzen und klar strukturierten Abläufen bei gleichzeitiger Flexibilisierung und Anpassbarkeit der Inhalte. Auf Basis einer nachhaltigen Lern- und Fehlerkultur entsteht Raum zum Ausprobieren und Adaptieren von neuen Wegen. So sind selbstgesteuerte bzw. entdeckendes Lernen die Vorläufer des agilen Lernens.

Exkurs: Wie fühlt sich agiles Lernen an?

Ausgangspunkt ist das sogenannte agile Manifest und die dahinterliegenden Prinzipien. Die Werte und Prinzipien können unabhängig von der Softwareentwicklung auf andere Bereiche übertragen werden. Zur Veranschaulichung dient folgendes Experiment: Zeichnen Sie mit verschiedenen Buntstiften eine Frühlingswiese anhand von zwei unterschiedlichen Aufgabenstellungen.

Die erste Aufgabenstellung entspricht der klassischen Lern- und Arbeitsweise. Die Erwartungen an das Ergebnis sind fix von außen vorgegeben. Bei der zweiten Aufgabenstellung ist individueller Freiraum vorhanden. Es ist nur das grobe Ziel vorgegeben, aber wie es aber im Detail umgesetzt wird, ist jedem selbst überlassen. Dies entspricht der agilen Denk- und Arbeitsweise.

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