Unser letzter Q 4.0 Talk und damit die erstmalige Vorstellung unserer gesamten Regionalstudie zur Ausbildungsqualität vor dem digitalen Strukturwandel fand Mitte September im Rahmen der Digitalen Woche 2022 in Kiel statt.
Kurz gesagt: Er war ein Erfolg - mit wichtigen Erkenntnissen auf allen beteiligten Seiten.
Für alle, die mehr wissen möchten, unser ausführliches Resümee:
Über 30 Personen, mehrheitlich aus der Branche Bildung/Schule und Ausbildungsverantwortliche, nahmen an unserem Q 4.0 Talk teil, um von unseren Ergebnissen zum aktuellen Stimmungsbild der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Schleswig-Holstein zu erfahren.
Unsere schleswig-holsteinische Projektleiterin Isabella Sommer übernahm die Präsentation der Ergebnisse, unser Medienpädagoge Jascha Bürki moderierte den Q 4.0 Talk. Nach einer kurzen Vorstellung der beiden wurden die Ziele des NETZWERK Q 4.0 noch einmal für alle Teilnehmenden transparent dargestellt. Darunter zählt vor allem eins: Das Ausbildungspersonal fit für den digitalen Wandel machen! Und genau aus diesem Grund gibt es diese Regionalstudie jetzt – um unsere Q 4.0 Trainings noch besser auf die Ausbildungsverantwortlichen in Schleswig-Holstein abzustimmen.
Zum lockeren Einstieg fragten wir nach den Gründen, warum die Teilnehmenden dabei sind. Hierbei wurde das Interesse an Ausbildung, dualen Berufen und Digitalisierung genannt. Zusätzlich standen natürlich die Neugierde sowie die damit verbundenen Informationen im Fokus bei der Anmeldung zum Q 4.0 Talk. Auch der Austausch mit anderen oder Gleichgesinnten spielte eine wesentliche Rolle.
Im Anschluss gaben wir unseren ersten Eindruck der Ergebnisse wieder: Die Digitalisierung erfährt durchaus einen hohen Stellenwert bei den schleswig-holsteinischen KMU, die Verantwortung wird allerdings woanders gesehen. Welcher Wunsch daraus resultiert? Unterstützung!
Zwischen der detaillierten Darstellung der wichtigsten Ergebnisse warfen wir immer wieder Fragen in den digitalen Raum. Erstens, um den Austausch möglichst locker zu gestalten. Und zweitens, um unsere Ergebnisse mit den Standpunkten der Teilnehmenden vergleichen zu können.
Dabei kam direkt bei der ersten Umfrage „Wie intensiv befassen Sie sich mit der Digitalisierung im Ausbildungsalltag?“ eine spannende Beobachtung heraus: 36 % der Teilnehmenden beschäftigen sich intensiv mit der Digitalisierung, 41 % eher intensiv. Nur 23 % geben an, der Digitalisierung im Ausbildungsalltag eine weniger intensive Bedeutung zuzuschreiben.
Unsere Regionalstudie hingegen zeigt, dass sich nur ca. 15 % der befragten Ausbilderinnen und Ausbilder intensiv mit der Digitalisierung in Ihrem Ausbildungsalltag beschäftigten. Knapp 20 % antworteten mit „eher intensiv“. Fast die Hälfte der Befragten in Schleswig-Holstein (genau gesagt 49,7 %) gaben an, sich weniger intensiv mit der Digitalisierung zu beschäftigen. Und immerhin knapp 16 % schreiben der Digitalisierung sogar gar keine Bedeutung in Ihrem Ausbildungsalltag zu.
Diese beiden Umfrageergebnisse zeigen einen sichtbaren Unterschied. Wir vermuten Folgendes: In dem freiwilligen Gespräch herrscht eine deutlich andere Gruppendynamik als im Gesamtdurchschnitt der Befragung. Der Unterschied war für uns zu erwarten, da sich selbstverständlich überwiegend Interessierte am Thema Digitalisierung bei einer solchen Veranstaltung beteiligen beziehungsweise anmelden.
Weiterhin wollten wir von den Teilnehmenden wissen, ob sich für Sie die Rolle von Ausbildungsverantwortlichen verändert hat. 82 % stimmten dieser Aussage zu, 18 % nicht. Dieses Ergebnis war ebenfalls zu erwarten – und hat gezeigt, dass die Veränderung in der Rolle als Ausbilder oder Ausbilderin mehrheitlich wahrgenommen und auch angenommen wird.
Nach der Präsentation der Ergebnisse gaben wir den Teilnehmenden Raum für ausstehende Diskussion. Zu den Kernthemen zählte zum einem die beschleunigte Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen durch die Corona-Pandemie: „Nicht nur die Betriebe, sondern auch die Lehrkräfte haben schnelle Kompetenzen erwerben können“, erläuterte ein Teilnehmer. Informationslücken und Unterstützungsangebote für Handwerksbetriebe sollen weiter ausgebaut werden, dann würden sie auch gut laufen. Die Ausbilder und Ausbilderinnen sollten laut den Teilnehmenden folgendes überdenken: „Habe ich die Zeit für digitale Lerninhalte in meiner betrieblichen Ausbildung?“ Das Thema habe viel Potenzial und solle und lasse sich in Zukunft sehr gut bearbeiten und damit verbessern.
Zum anderen wurde die Lücke zwischen Ausbildenden und Auszubildenden als gegenwärtiges Problem verdeutlich: „Azubis leben in der digitalen Welt, Ausbilder haben häufig noch eine Hemmschwelle mit neuen Medien“, hieß es. Das Kernproblem: Auszubildende wissen genau, wie die neuen Medien funktionieren und welche sie nutzen können. Dem Ausbildungspersonal hingegen fehlen leider oft noch die fehlenden Kompetenzen. Das führe zu einer Lücke zwischen den beiden.
Auch spielte der Raum für Ausbildungswissensweitergabe eine Rolle: „Manchmal liegt das Problem auch am Lernraum, wird dieser Wissensweitergabe überhaupt Raum gegeben?“, analysierten die Teilnehmenden. So ginge es ebenso um die Ressourcen derjenigen, die sich um diese Weitergabe kümmern müssen. Dabei wurde ein Beispiel zur Pflegebranche angeführt: „Umso weniger Zeit wir haben, umso mehr Wissen geht verloren. Es geht nicht immer um digitale Tools, sondern auch darum, wie der Lernraum und die digitale Zusammenarbeit mit der Schule gestaltbar sind.“
Zuletzt waren wir vom NETZWERK Q 4.0 in Schleswig-Holstein daran interessiert, welche Austauschformate beziehungsweise Schnittstellen es für die Schulen und die Betriebe gibt. Es wurden unter anderem Gespräche zwischen Ausbildungspersonal und Lehrkräften erwähnt. Das Problem sei aber oft, dass sich Interessierte und Engagierte „zu viel“ kümmern und die, die es nötig hätten, zu wenig. Das freiwillige Angebot ist – wie in den meisten Fällen – schwierig, um alle Beteiligten gleichmäßig ins Boot zu holen.
Nach der wertvollen Diskussion stellten wir den Teilnehmenden noch eine letzte Frage: Zeitmanagement-Workshop oder ein Impuls zur Verbesserung von Lernortkooperation?
Das Ergebnis war mit 17 % zu 83 % deutlich. Und damit stand das Thema für unseren nächsten Q 4.0 Talk im November fest: Wie können Lernortkooperationen besser gelingen?
Wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Austausch mit Ihnen – weitere Informationen folgen!